„Mama spricht mit dem Schrank“

Programm des Katholikentags: für alle und sehr bunt

Blumensträuße müssen oft herhalten als Bild für die Vielfältigkeit eines Veranstaltungsprogramms, das dann doch nach Altbekanntem schmeckt. Nicht aber beim Katholikentag in Leipzig! Dessen Bouquet riecht gut, weil er bunt ist: Grün, Rot, Pink, alle Farben des Regenbogens sind vertreten. Selbst der erfahrenste Botaniker fällt fein benebelt in Ohnmacht, sobald er (oder sie) das Programm aufschlägt. Hier eine Auswahl für Gläubige, Ungläubige und Andere:

Katholische Frauen hinterfragen Machtverhältnisse und ihre Rolle in der Kirche am Sa., 11 Uhr, Haus Leipzig. Im Kabarett „Liebe Brüder und Brüderinnen“ erobern sie die Bühne der Pfeffermühle am Do., 12 Uhr. Im Workshop „Kreuz + Queer“ kann man über mögliche Modelle für lesbischwule Gottesdienstgemeinschaften diskutieren: am Do., 14 Uhr. Michael Brinkschröder vom Europäischen Forum christlicher LGBT-Gruppen zeigt den Blick homosexueller Menschen auf die Bibel am Do., 16.30 Uhr, in der Anton-Philipp-Reclam-Schule.

Peter Altmaier und Kardinal Reinhard Marx sitzen am Fr., 11 Uhr, auf dem Podium in der Kongresshalle am Zoo: „Welches Wachstum dient dem Menschen? Auf dem Weg zu einem neuen Wohlstandsbegriff“. Im Neuen Rathaus hängen am Do., 12 bis 18 Uhr, „Karikaturen zu Klima, Konsum & anderen Katastrophen“. Auf dem Burgplatz findet am Fr., 10.30 Uhr, ein Catwalk mit alternativer Fair-Trade-Mode statt.

Ob Homosexualität unbiblisch ist, untersucht Moraltheologe Elmar Kos in einem Workshop am Sa., 14 Uhr, im Evangelischen Schulzentrum. Sexualtherapeut Wolfgang Weig stellt die Befunde der aktuellen Studie zur Zufriedenheit von Priestern und Laien mit ihrem Beruf, ihrem Leben und ihrer Sexualität vor: Do., 16.30 Uhr, Landesgymnasium für Sport.

Hunderte Konzerte, Workshops und Diskussionen versprechen viel: zu Gender („Warum die Theologie Genderforschung braucht“), Rollenbildern („Tschüs Macho oder willkommen zurück“), Klimagerechtigkeit, sexueller Gewalt und Menschenhandel, Konsum und Wachstum, Landwirtschaft, Geflüchteten („Streit um Grenzen, Werte, Menschen“) oder zur neuen rechten Bewegung in Europa. Die schiere Anzahl an Veranstaltungen ermöglicht Spezialisierungen: „Mama spricht mit dem Schrank!“ heißt eine Werkstatt der Medizinerin Eva Robel-Tillig. Es geht um Kinder Crystal nehmender Eltern und ihre Unterstützung.

Eröffnet wird der 100. Katholikentag heuteauf dem Marktplatz. In der Leipziger Innenstadt stellen sich die fünf Ostbistümer und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche vor. Überall soll es Kunst & Kultur geben. Auf der Kirchenmeilekann man die Vielfalt des kirchlichen Lebens in Verbänden, Orden, Gemeinschaften und Institutionen kennenlernen. Auf den meisten Bühnen sitzen prominente oder unbekannte Vertreter*innen vieler Religionen sowie Religionslose und Religionskritiker. Philipp Adolphs