: Reus ist raus
EM-Team Die Dortmunder Offensivkraft wird vom Bundestrainer aussortiert. Das Schambein ist schuld
Zum 27. Geburtstag hat Marco Reus ein Danaergeschenk von Bundestrainer Joachim Löw bekommen. Der Dortmunder, ein exzellenter Vorlagengeber und Vollstrecker, darf in den Urlaub und nicht zur Europameisterschaft fahren. Löw hat ihn aus dem erweiterten EM-Kader für das Turnier in Frankreich gestrichen, weil, wie Löw vorgab, dieser Reus derzeit „nur geradeaus laufen“ könne.
Es zwickt ihn angeblich immer noch an den Adduktoren, Muskeln im Oberschenkel. Später hieß es ergänzend: hartnäckige Entzündung am Schambein. Es ist eine Verletzung, die Reus sich beim Pokalfinale gegen den FC Bayern zugezogen hatte und von der er annahm, dass sie ihn nicht weit zurückwirft – so äußerte er sich zuletzt in Interviews. Auch sein Kumpel Mario Götze twitterte schon munter, er freue sich auf das nächste große Turnier mit seinem Spezl Reus. Doch dann das: Twitter-Woodyinho alias Marco Reus ist genauso raus wie Karim Bellarabi, Julian Brandt und Sebastian Rudy. 23 andere fahren zur Europameisterschaft, die am 10. Juni beginnt.
Reus mag keine Kurven laufen können, aber was ist mit Kapitän Bastian Schweinsteiger und Abwehrchef Mats Hummels, die ebenfalls leicht malade sind? Sie fahren aus strukturellen und psychohygienischen Gründen genauso mit wie Lukas Podolski, der als Gute-Laune-Beauftragter fungiert, außerdem sei Schweinsteiger wieder „voll belastbar“. Reus ist wohl das Opfer einer folgenreichen Diagnose des DFB-Mannschaftsarztes geworden: „Wenn mir Müller-Wohlfahrt sagt, dass der Spieler die nächsten Wochen nicht belastbar sein wird, ist klar, dass ich mich danach ein bisschen ausrichte“, hat der Bundestrainer jüngst verraten.
Das ist tragisch für Reus, denn schon die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien hatte er verpasst, nachdem er in einem Vorbereitungsspiel gegen Armenien übel gefoult worden war und sich eine Knöchelverletzung zugezogen hatte. „Marco Reus in einer sehr guten Form, gesund und fit wäre er für unsere Mannschaft eine enorme Bereicherung gewesen“, sagte Löw und sprach von einer „bitteren Entscheidung“. Der Dortmunder habe die Nachricht vom EM-Aus „ganz gefasst aufgenommen“, berichtete Reusens Teamkollege Sami Khedira. Immerhin das. MV
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