piwik no script img

Der fünfte Platz reicht für Europa

Handball Hochgesteckte Ziele nach einer durchwachsenen und wechselhaften ­Sai- son: Die Füchse Berlin peilen die „Europa League“ des Handballs an. Nationalspieler Paul Drux verlängert Vertrag

von Jan Tölva

Rundum zufriedene Gesichter gab es bei den Füchsen nach dem 31:27–Erfolg im letzten Heimspiel der Saison am Sonntag gegen Göppingen zu sehen. Vor dem letzten Spiel in Balingen ist Berlins Handballern Platz fünf nicht mehr zu nehmen. „Das ist das, was wir in der Lage waren zu leisten“, erklärt Manager Bob Hanning.

Was dieser fünfte Platz wert ist, muss sich allerdings noch zeigen. „Bis jetzt hat dieser Platz immer für Europa gereicht“, so Hanning. Aber eigentlich sind mit den besser platzierten Kiel und Melsungen, Titelverteidiger Göppingen und Pokalsieger Magdeburg alle deutschen Startplätze im EHF-Cup – entspricht der Europa League im Fußball – bereits vergeben.

Bliebe also nur die Möglichkeit einer Wildcard. Die Füchse werden bei der Europäischen Handball Föderation (EHF) anfragen. „Aber wir fordern nichts“, stellt Hanning klar. Aber es ist wahrscheinlich, dass auch die EHF eine Metropole wie Berlin gerne in einem ihrer Wettbewerbe dabeihätte. Und so nebenbei sind die Füchse ja auch amtierender Klubweltmeister. Vielleicht wird es sogar die Champions League – denn das ist das erklärte Ziel für die Zukunft. „Wir wollen wieder oben angreifen“, kündigt Nationalspieler Paul Drux an. Trainer Erlingur Richardsson geht sogar noch weiter: „Mein Traum ist es, irgendwann hier Meister zu werden.“

Nach einer durchwachsenen und wechselhaften Saison mit vielen Verletzungen geht der Blick deshalb nach vorne. „Wir müssen auswärts stärker werden und mehr Konstanz zeigen“, fordert Drux. Der 21-Jährige fiel die halbe Saison mit einer Schulterverletzung aus, gewinnt langsam aber wieder Selbstvertrauen. „Es ist noch nicht ganz weg, aber die Sicherheit ist zurück“, sagte er.

Drux gilt als eines der größten Talente im deutschen Handball und wird noch lange Berliner bleiben. Vergangene Woche verlängerte der gebürtige Gummersbacher seinen Vertrag langfristig bis 2021. „Ich bekomme hier viel Vertrauen und fühle mich sehr wohl in der Stadt“, erklärt er. Auch sein Rückraumkollege Fabian Wiede (22) verlängerte um fünf Jahre. „Den hätte wohl jeder Spitzenklub gerne bei sich“, so Hanning.

„Wir müssen auswärts stärker werden und mehr Konstanz zeigen“

Nationalspieler Paul Drux

Mit den Vertragsverlängerungen der begehrten Talente wollten die Füchse nicht nur ein Zeichen an die Konkurrenz senden, sondern auch dem eigenen Nachwuchs zeigen, dass man den Sprung zu den Profis schaffen kann. „Motivation durch maximale Identifikation. Sie sind beide unser Gesicht, unser Fundament“, sagt Hanning, der schon immer als Förderer des eigenen Nachwuchses gilt.

Dazu kommt nächste Saison für den Rückraum noch Nationalspieler und Europameister Steffen Fäth. Mit Kreisläufer Jesper Nielsen (nach Paris) verlässt zudem nur ein Leistungsträger Berlin. Sein Nachfolger wird der Kroate Kresimir Kozina (25) aus Flensburg. Er bekommt einen Einjahresvertrag. Und schon jetzt steht fest, dass 2017 Kreisläufer Erik Schmidt (23) aus Hannover kommen wird. Er unterschrieb für drei Jahre. „Er ist einer der besten deutschen Kreisläufer und hat noch viel Potenzial“, glaubt Hanning. Mit Keeper Silvio Heinevetter, Wiede, Drux, Fäth und Schmidt könnten dann bald fünf deutsche Nationalspieler bei den Füchsen aktiv sein. „Damit sind wir für die Zukunft gut aufgestellt“, findet Hanning.

Die werden den Füchsen in der ab 11. Juli beginnenden Vorbereitung für die kommende Saison aber wohl zunächst fehlen. Durch die Olympischen Spiele werden zahlreiche Profis erst später dazustoßen. „Da müssen wir dann schauen, ob wir überhaupt genug Spieler für das Training haben werden“, sagt Hanning mit einem leicht besorgten Blick.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen