Daryna Sterina schaut sich am Boateng-Graffito im Wedding um: Wer ist eigentlich dieser Boateng?
Der Slogan auf einem „Nike“-Graffito im Wedding am U-Bahnhof Pankstraße lautet „Gewachsen auf Beton“ – der gelbe Schriftzug schwebt über den Köpfen der Brüder Jérôme, George und Kevin Boateng. Dass das Graffito hier an eine Weddinger Brandmauer aufgemalt wurde, ist kein Zufall. Denn in diesem Kiez ist der Fußballweltmeister Jérôme Boateng aufgewachsen. Am Sonntag sorgte AfD-Vizechefs Alexander Gauland mit der Aussage, die Leute fänden Boateng als Fußballspieler gut, wollten ihn aber nicht zum Nachbarn, für Aufregung. Nun drängt sich die Frage auf, ob die Menschen in seinem Heimatkiez gern neben ihm wohnen würden.
Die Straßenszene vor dem U-Bahnhof verrät einiges darüber, wie bedeutungslos diese Frage für die Weddinger ist. Ein Matratzenladen befindet sich direkt unter dem schwarz-weißen Graffito im ähnlichen Gelb, rechts daneben ein Dönerimbiss, an dem zwei Frauen mit Kopftüchern vorbeilaufen, während neben ihnen ein biederes Ehepaar Einkaufstüten trägt. Vor dem U-Bahnhof steht ein tätowierter Mann mit einem rosaroten Irokesenhaarschnitt und einem Hund. Niemand von ihnen scheint sich damit zu beschäftigen, wen oder wen man nicht gerne zum Nachbarn hätte.
Wer ist Boateng?, fragen sich hier viele. Und die, die es wissen, denen ist es auch egal. „Klar würde ich neben ihm wohnen“, sagt der Mann mit den rosa Haaren. „Ich hatte schon sonst wen als Nachbarn, warum auch nicht ihn?“, zischt eine alte Frau beim Vorbeigehen.
Gegenüber vom Graffito steht eine beige Kirche, die farblich nicht ganz ins Bild passen will, ebenso wie die Aussage des AfD-Vizechefs.
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