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Wenn Hamburg Kopenhagen spielt

FESTIVAL II Das Internationale Filmfest Emden-Norderney bietet eine Woche lang 100 Filme auf sieben Leinwänden

Gedreht – auch – in Hamburg: der Thriller „Erlösung“ Foto: Henrik Ohsten/NFP

An ihren Titeln sollst du sie erkennen: Skandinavische Thriller haben seit dem Erfolg der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson oft kurze Titel mit umso mehr biblischem Pathos. So ist „Erlösung“nach „Erbarmen“ und „Schändung“ schon der dritte Roman des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen, der auch verfilmt wurde. Wieder ermittelt ein seltsames Paar von Polizisten – einer Moslem, der andere Atheist – in einem düsteren Fall, in dem sie aber eher vergangenen Sünden auf die Spur kommen als dem Täter.

Der Film läuft im Wettbewerb des 27. Internationalen Filmfests Emden-Norderney, das am 1. Juni beginnt. Der Programmschwerpunkt liegt auf nordwesteuropäischen und deutschsprachigen Produktionen oder Koproduktionen – und weil das deutsche (Fernseh-)Publikum seine skandinavischen Kriminalfilme so sehr liebt, sind diese seit den diversen „Wallander“-Serienadaptionen fast durchweg deutsche Koproduktionen.

So auch „Erlösung“, bei dem das Prinzip, dass Teile des Films möglichst in den verschiedenen Geldgeberländern produziert werden sollten, überraschend und erfindungsreich umgesetzt wurde: Der Film spielt zwar in Kopenhagen und der einzige Bezug zu Deutschland in dieser Geschichte ist der Zug nach Hamburg, in dem eine Lösegeldübergabe spektakulär danebengeht. Aber fast alle Stadt-Szenen wurden in Hamburg gedreht, und so wird nun in einem Altonaer Krankenhaus (wieder) Dänisch gesprochen, ein Rotklinker-Gebäude in Rothenburgsort wurde zur Kopenhagener Polizeiwache. Wer ganz genau aufpasst, kann Armin Rohde, Gewinner des Emder Schauspielerpreises 2013, als „religiösen Anführer“ entdecken – kaum eine Sekunde lang.

Neben einer Auslese von neuen britischen und irischen Produktionen, die zu zeigen in Emden schon Tradition hat, verschiebt sich der Fokus seit einigen Jahren von den Niederlanden in Richtung Skandinavien. So eröffnet die Komödie „Welcome to Norway“ von Rune Denstad Langlo das Festival: Darin erlebt ein pleitegegangenes Hotel eine neue Blüte, als Flüchtlinge dort einquartiert werden. Und für eine Autostadt wie Emden, wo VW der größte Arbeitgeber ist, geradezu maßgeschneidert wirkt Måns Månssons „The Yard“: Er spielt auf einer riesigen PKW-Verladestation in Malmö. Als ein ehemaliger Literaturkritiker dort zu arbeiten anfängt, hat er es erstmal schwer mit den proletarischen Kollegen. HIP

27. Internationales Filmfest Emden-Norderney: 1.–8. Juni

www.filmfest-emden.de

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