: Hinterm Horizont geht’s weiter
„Kennengelernt habe ich Udo Lindenberg im Folkclub Danny’s Pan in Hamburg. Damals spielte er Schlagzeug bei den 1965 gegründeten City Preachers. Daraus ist eine richtige Freundschaft entstanden.
Zu jener Zeit wohnte ich in Sankt Georg. Die Wohnung einer Nachbarin wurde zufällig frei. Da Udos Schwester Inge eine Bleibe suchte, zog sie ein. Inge hatte einen kleinen Sohn, Marvin. Als er zwölf war, schrieb er ‚Peggy, ich liebe dich!‘ auf meine Treppenstufe. Nach Jahren traf ich Marvin wieder, bei Udos Geburtstagsfeier im Atlantic-Hotel, wo er schon lange wohnt. Riesengroß, hübscher Kerl.
Auch Udo war hübsch! Ich habe mich in seine großen Augen, den vollen Mund und seine langen Haare verliebt. Udo hat mich immer Peggy Panther genannt. Das finde ich schön und richtig.
Mitte der Siebziger zog er in eine Villa, Inge leider mit. Sie hatten noch einen Bruder, Erich, ein Maler. Wahnsinnig netter Mann, der 2006 leider gestorben ist. Mit ihm und Udo habe ich einmal sehr schön Heiligabend gefeiert.
Dann sollte ein Film über Udo gemacht werden: Jemand rief an, überheblich im Ton – ich war total überarbeitet. Daraus wurde ein übel gelauntes Interview, das ich sofort bereut habe! Damit habe ich Udo gekränkt, es kam zum Bruch. Später hatte ich einen Unfall, ausgerechnet, als ich zu einem Konzert von ihm eingeladen war. Da hab ich ihm was Schönes gesagt: „Lieber Udo, ich wäre gerne gekommen und hätte applaudiert. Aber mit gebrochenen Händen, Armen und Nase geht das leider nicht!“ Das hat ihn, glaube ich, gefreut.
Ich freue mich auch auf sein Musical, das bald in Hamburg läuft. „Hinterm Horizont geht’s weiter“ ist eines meiner Lieblingslieder von ihm.
Lieber Udo, ich wünsche dir – wie wir Juden sagen – Liebe und Lebensfreude bis 120! Peggy Parnass
Peggy Parnass, geboren 1934 in Hamburg, ist Publizistin, Autorin und Schauspielerin. Ihre Eltern wurden in Treblinka von den Nazis ermordet, genau wie ihre Großeltern und viele weitere Verwandte in anderen KZs.
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