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Khartum wirft UN-Hilfschef hinaus

Sudan Millionen Menschen sind auf der Flucht – aber der oberste humanitäre UN-Koordinator soll weg

BERLIN taz | Pünktlich zum humanitären Weltgipfel der UNO in Istanbul wirft Sudan, ein Land mit einer der dramatischsten humanitären Dauerkrisen der Welt, den obersten humanitären Koordinator der UNO hinaus. Das sudanesische Außenministerium habe dem Koordinator des humanitären UN-Büros (OCHA) in der Hauptstadt Khartum, Ivo Freijsen, die Nichtverlängerung seines Visums angekündigt, berichtete das UN-Team im Sudan am späten Sonntag. Das Jahresvisum laufe am 6. Juni aus; seine Verlängerung sei bereits am10. April beantragt und jetzt aber ohne offizielle Begründung abgelehnt worden.

Es handele sich um die vierte Ausweisung eines hochrangigen UN-Mitarbeiters aus Sudan in den letzten zwei Jahren, so die UN-Mitteilung weiter. Dazu hätten mehrere Hilfswerke das Land verlassen müssen. Freijsen sei seit Februar 2014 in Khartum stationiert gewesen und habe über ein Jahrzehnt im Sudan gearbeitet.

Sudan ist Schauplatz von Dauerkonflikten in seiner westlichen Region Darfur sowie im Süden des Landes in Richtung des abgespaltenen Südsudan, vor allem in den Nuba-Bergen. Nach UN-Angaben zählte das Land Ende 2014 3,1 Millionen Binnenvertriebene, davon 2,5 Millionen in Darfur. Zusätzlich seien seit Beginn des neuen Bürgerkrieges im Südsudan fast 230.000 südsudanesische Flüchtlinge im Sudan gelandet. Im Jahr 2015 belieferten UN-Hilfswerke notleidende Sudanesen mit humanitärer Hilfe im Wert von über 600 Millionen US-Dollar – eine der größten Hilfsoperationen der Welt.

Aber viele Hilfsbedürftige sind schwer oder gar nicht zu erreichen. Am Montag begann in Khartum ein Treffen von Regierungsvertretern und Offiziellen von UNO und Afrikanischer Union (AU) im Hinblick auf einen Abzug der UN-Mission aus Darfur. Diesen hatte Sudans Regierung am letzten Donnerstag zum wiederholten Mal offiziell gefordert. Dominic Johnson

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