piwik no script img

SchlechtfürsImage

Kommentar

von Alina Schwermer

Hertha BSC bekommt sein eigenes Stadion nicht

Das Olympiastadion hängt Hertha wie ein Mühlstein um den Hals: Der Club schleift das Problem in Gestalt einer 30er-Jahre-Betonschüssel mit sich rum und wird es nicht mehr los. Jedenfalls wohl auch nicht in den kommenden acht Jahren, wie seit gestern feststeht.

Denn am Montag hat sich Hertha BSC mit dem Senat auf einen neuen Mietvertrag für das Olympiastadion geeinigt – widerwillig, so viel dürfte klar sein. Denn das Stadion verkörpert alles, was der Verein seit Langem hinter sich lassen will: mangelndes Zuschauerinteresse, das ranzige Image des Westberliner Provinzvereins. Ob sich all das aber allein durch einen Stadionwechsel abschütteln ließe, wie manch Hertha-Verantwortlicher zu glauben scheint, darf man dennoch bezweifeln. Klar ist aber: Imagefördernd ist das Olympiastadion definitiv nicht.

Der Bau eines neuen und vor allem reinen Fußballstadions ist aber wenig realistisch. In der Stadt selbst fehlt es an Platz für einen Neubau; ein Ausweichen ins Umland würde für den Verein keinen Sinn ergeben. Der Umzug in ein anderes Stadion mit ausreichender Zuschauerkapazität ist nicht möglich, weil es dieses schlicht nicht gibt.

Zudem hat der Senat auch kein Interesse daran, eine Stadionalternative für Hertha zu finden. Denn so garantiert die Hertha monatliche Mieteinnahmen von mindestens 4 Millionen Euro im Jahr (alter Mietvertrag), auf die man ungern verzichten möchte. Mehr noch wollte die landeseigene Betreibergesellschaft die Monatsmiete bei der Vertragsverlängerung sogar verdoppeln. Ökonomisch ist das nachvollziehbar, so war man dem Verein nach seinen Liga-Abstiegen – und den damit verbundenen geringen Einnahmen – mit einer niedrigeren Miete entgegengekommen. In der ohnehin verfahrenen Situation ist dies aber ein Gießen von Öl ins Feuer.

Die Einigung der Mietparteien ist nun also ein schlechter Kompromiss für Hertha. Für eine Lösung müssten Verein und Senat konsequent an einem Strang ziehen. Sonst bleibt das Problem, das Hertha ein modernes Stadion fehlt, nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen