piwik no script img

Der Opel-Chef dementiert selbst

Emissionen Karl-Thomas Neumann weist Vorwürfe zurück, beim Abgas etwas Illegales getan zu haben

BERLIN taz | Wenn Großkonzerne überhaupt auf Vorwürfe von Umweltorganisationen oder Medien reagieren, ist die Sache wichtig – meist übernehmen Pressesprecher diese Aufgabe. Wenn sich sogar der Chef zu Wort meldet, ist der Vorgang wohl so ernst, dass das Unternehmen im Falle des üblichen Schweigens wirtschaftliche Schäden befürchtet. Wenn sich also im Skandal um manipulierte Abgastests bei Dieselmotoren am Dienstag Opel-Chef Karl-Thomas Neumann äußert, ist das bemerkenswert. Er betonte: Die Anschuldigungen, dass Opel bisher nicht bekannte, illegale Abschaltvorrichtungen nutze, seien falsch.

Am Wochenende hatten die Deutsche Umwelthilfe (DUH), WDR und Spiegel Ergebnisse ihrer Überprüfungen eines Opel Zafira, eines beliebten Familienautos der Tochter des US-Konzerns General Motors, vorgestellt. „Die gefundenen vier Arten von Abschalteinrichtungen deaktivieren faktisch über die meiste Betriebszeit die ordnungsgemäße Abgasreinigung und sind eindeutig rechtswidrig“, stellte die DUH fest. Die dreisteste in der Steuersoftware gefundene Abschaltung sei die Abschaltung jeweils drei Grad unter beziehungsweise über der offiziellen Laborprüftemperatur von 20 bis 30 Grad. Die Folge: Beim hiesigen Klima funktioniere die Abgasreinigung zu weniger als 20 Prozent der Fahrzeit. Zudem werde die Abschalteinrichtung bei Geschwindigkeiten über 140 Kilometer pro Stunde, bei über 2.400 Umdrehungen pro Minute oder in den Bergen bei mehr als 850 Höhenmetern aktiviert. Wegen falscher Leistungsversprechen bei der Abgasreinigung fordert die DUH daher einen Verkaufsstopp der betroffenen Fahrzeuge.

Davon will Opel-Chef Neumann nichts wissen. „Wir bei Opel setzen keine illegale Software ein. Unsere Motoren entsprechen den gesetzlichen Vorschriften“, sagte er. Die jüngsten Anschuldigungen seien irreführende Vereinfachungen und Fehlinterpretationen der komplexen Zusammenhänge eines modernen Diesel-Abgasreinigungssystems. Ein solches System lasse sich nicht in einzelne Parameter zerlegen.

Gleichwohl habe Opel aus der aktuellen Diskussion mit Behörden und der Öffentlichkeit dazugelernt, zeigte Neumann eine Spur von Reue. Zur Verbesserung der Effizienz der Abgasnachbehandlung kündigte er eine „freiwillige Serviceaktion für bereits auf der Straße befindliche Fahrzeuge“ an, die im Juni starte.

Die DUH rückte von ihren Vorwürfen am Dienstag nicht ab. „Die gefundenen Abschalteinrichtungen sind illegal“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch der taz. Opel bestreite auch gar nicht deren Vorhandensein, sondern behaupte nur, dass sie nicht illegal seien. Resch: „Für uns ist das ein Schuldeingeständnis.“

Richard Rother

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen