Todesursache gesucht

WAL-Forschung

Wie sie starben, ist bekannt: qualvoll. Warum sie starben, noch nicht. Mit dem Tod von 29 Pottwalbullen in der Nordsee im Januar befasst sich ein wissenschaftliches Symposium am Mittwoch in Wilhelmshaven. Wissenschaftler, Meeresschützer und Vertreter der drei deutschen Wattenmeer-Nationalparks wollen über die Ursachen für das Stranden und Verenden der sämtlich männlichen Jungwale berichten und diskutieren. „Die Vermüllung der Meere bedroht sowohl die Gesundheit der Tiere als auch der Menschen“, sagt der Gastgeber, Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne). Dass in den Mägen der verendeten Meeressäuger Fischernetze und Plastikreste gefunden wurden, sei „ein sehr konkretes und abschreckendes Beispiel dafür“.

Im Januar und Februar waren 13 junge Pottwale an der schleswig-holsteinischen Küste verendet, dazu drei an der niedersächsischen, je sechs in den Niederlanden und in Großbritannien sowie ein weiteres Tier bei Calais (Frankreich). Nach vorläufigen Untersuchungsergebnissen waren sie weder krank noch ausgehungert: Demnach hatten sie sich zu 99 Prozent von zwei Tintenfischarten ernährt – und sie waren offensichtlich gut im Futter. In einem der Wale fanden Tierärzte bei der Obduktion die Ober- und Unterkiefer von etwa 10.000 solcher Tintenfische. Ursula Siebert von der Tierärztlichen Hochschule Hannover vermutete schon damals, dass die toten Tiere den Tintenfischen gefolgt und dabei in die Nordsee geraten waren. Ihre neuesten Erkenntnisse über Gesundheitszustand und Todesursachen wird Siebert am Mittwoch beim Symposium „Wale voraus oder vor dem Aus – Die Pottwalstrandungen in Niedersachsen im Januar 2016“ vorstellen.

Dass Schallfrequenzen von Schiffen oder Windkraftanlagen die Tiere irritiert haben könnten, halten Wissenschaftler dagegen für unwahrscheinlich. Pottwal-Strandungen sind in der Nordsee schon seit dem 16. Jahrhundert dokumentiert – da gab es weder motorisierte Schiffe noch Offshore-Windparks. smv