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Ein Gentleman, der schmutziges Geld liebte

CDU Walther Leisler Kiep, 21 Jahre Schatzmeister der CDU und Herr einiger schwarzer Kassen, ist tot

Späte Schande: Walther Leisler Kiep im Jahr 2000 Foto: A. Winkler/reuters

BERLIN taz | Walther Leisler Kiep galt jahrzehntelang als Grandsigneur der bundesrepublikanischen Politik. Der CDU-Politiker reiste als Gentleman mit perfektem Benimm durch die Welt, mit silbernem Haar und messerscharf gezogenem Seitenscheitel. Dem Außenpolitiker und Transatlantiker standen nicht nur im Kanzleramt die Türen offen, sondern auch im Pentagon oder im Élysée-Palast in Paris. Das ist die eine, honorige Seite des Walther Leisler Kiep.

Die andere, die dunkle Seite hat mit Schmiergeld zu tun und dem Verdacht, die CDU lasse sich von Großkonzernen teuer hofieren. Leisler Kiep diente seiner Partei ab 1971 als Bundesschatzmeister. Als solcher wurde er zu einer Schlüsselfigur der größten Parteispendenskandale der Republik, ein Makel, der seinen Ruf nachhaltig beschädigte, wenn nicht vernichtete.

Leisler Kiep kam 1926 als Sohn wohlhabender Eltern in Hamburg zur Welt. Sein Vater war Generaldirektor der Hamburger Landesbank, die Mutter kam aus einer nationalliberalen Politikerfamilie. Mit 18 Jahren trat Leisler Kiep 1944 in die NSDAP ein, kurz vor dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes. Nach dem Krieg machte er eine steile Karriere in der Versicherungswirtschaft, gleichzeitig stieg er in die Politik ein. Leisler Kiep zog 1965 für die CDU in den Bundestag ein, bevor er das Amt des Schatzmeisters übernahm. 21 Jahre lang blieb er der Herr über die Parteikassen.

Leisler Kieps Leben war eines, in dem Privilegien selbstverständlich waren. Er bekam einen Termin beim Präsidenten der US-Notenbank, wenn er ihn sprechen wollte. Ein Reporter der Zeitung Die Welt beschrieb 2001 Details eines USA-Besuchs: In Washington fuhr Kiep in einer Stretchlimousine mit Kühlschrank und TV vor. Er übernachtete in einer Suite im Watergate Hotel, wo einst US-Präsident John F. Kennedy für Marilyn Monroe eine Doppelsuite unterhielt. Abends, in Manhattan, gab ein Freund eine Party für Kiep in einer Wohnung im Olympic Tower. Die Wände hingen voller echter Picassos und Matisses. Kiep und seine Frau Charlotte waren selbst mehrfache Millionäre und besaßen Immobilien in Kronberg und Stuttgart.

Kieps politische Karriere verlief wechselhaft. Er war ab 1976 vier Jahre lang Finanzminister in Niedersachsen und versuchte 1982 als Spitzenkandidat der Hamburger CDU Erster Bürgermeister zu werden – vergeblich. All das überschattete seine Verstrickungen in mehrere Spendenskandale.

In den 80er Jahren stand Kiep in der Flick-­Par­tei­spen­denaffäre unter Verdacht, spendenwillige Unternehmen zur Steuerhinterziehung angestiftet zu haben. Eine Verurteilung samt happiger Geldstrafe hob der Bundesgerichtshof 1992 allerdings wegen Verfahrensmängeln wieder auf.

Aus der "Affäre Kiep" wurde später der riesige Spendenskandal Helmut Kohls

Anfang der 90er wurde Kiep vorgeworfen, von dem Waffenhändler Karlheinz Schreiber bei einem Panzerdeal eine Million Mark erhalten und nicht versteuert zu haben. Der Haftbefehl gegen Kiep wurde 1999 gegen eine Kaution von 500.000 Mark außer Vollzug gesetzt. Aus dieser „Affäre Kiep“ wurde später der riesige Spendenskandal Helmut Kohls. Es kam ans Licht, dass die CDU schwarze Kassen und Anderkonten unterhalten hatte, um Konzernspenden zu verschleiern.

Walther Leisler Kiep ist am 9. Mai in Kronberg im Taunus gestorben. Ulrich Schulte

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