Die Gesellschaftskritik: Tschüs, Subkultur
WAS SAGT UNS DAS? Die heutige Jugend ist sehr angepasst, hat eine Studie ermittelt
Schön ist die Jugend, so sorglos und frei“, sang einst Hannes Wader, und: „Gott sei Dank ist sie endlich vorbei.“ Ja, Jugend ist Mist. Ist man zu unangepasst, kriegt man auf den Deckel. Ist man zu brav, wird man dafür belächelt oder gar verspottet – gerne von den Älteren, die meinen, mal unangepasst gewesen zu sein.
Für all jene, denen die heutige Jugend zu weich und stromlinienförmig ist, gibt es jetzt neue Nahrung: die aktuelle Studie „Wie ticken Jugendliche 2016?“ des Sinus-Instituts. Die hat (nur) 72 Jugendliche in Deutschland befragt und fasst das Ergebnis folgendermaßen zusammen: „Für die meisten 14- bis 17-Jährigen heute gilt: Man möchte sein wie alle. Die auf Abgrenzung und Provokation zielenden großen Jugend-Subkulturen gibt es kaum mehr.“
Für tagesschau.de steht fest: Diese Jugendgeneration ist „fast schon überangepasst“.
Schlimm. Ganz schlimm.
Oder auch nicht.
Denn eine Mehrheit der Jugendlichen meint, dass „ein gemeinsamer Wertekanon von Freiheit, Aufklärung, Toleranz und sozialen Werten gelten muss“, heißt es in der Zusammenfassung der Studie weiter. Klingt doch ganz okay.
Und das Schönste an dieser angepassten Jugend ist, dass sie in ein paar Jahren nicht nach nachträglichen Begründungen fahnden muss, um die Scheiße, die sie damals gebaut hat, mit irgendeinem Sinn aufzuladen; und sie muss nachfolgende Generationen nicht mit „Wir haben ja damals Dreck gefressen“-Anekdoten langweilen, nur um damit zu begründen, dass es völlig okay sei, jetzt Jack-Wolfskin-Jacken zu tragen und Volvo V70 zu fahren.
Das ist doch schon mal ein Fortschritt. Jürn Kruse
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