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Busschläger durch Handyvideos gefasst

Rechte Gewalt Zwei Wochen nach der Attacke auf schwarze Fahrgäste in einem Bus in Braunschweig hat die Polizei drei Verdächtige ermittelt. Solche Übergriffe nehmen laut dem Bündnis gegen Rechts zu

Die Braunschweiger Polizei hat nach der Attacke auf eine Gruppe Schwarzer an einer Bushaltestelle die drei Tatverdächtigen ermittelt. Vor knapp zwei Wochen sollen die Männer zwei Frauen, einen Mann und ein Kind beleidigt und brutal angegriffen haben. Die Polizei veröffentlichte in ihrem Fahndungsaufruf Fotos der Täter sowie Videos von privaten Handys und Überwachungskameras. Ein Ermittlungsrichter hatte dies zuvor auf Antrag der Staatsanwaltschaft genehmigt. Daraufhin gingen zahlreiche Hinweise aus dem Bekanntenkreis der Verdächtigen ein.

Nachdem bereits am Sonnabend zunächst ein 17-Jähriger und ein 20-Jähriger vernommen wurden, konnte gestern auch der dritte Beschuldigte, ein 22-Jähriger, identifiziert und vernommen werden. Ihnen wird unter anderem Körperverletzung und Beleidigung vorgeworfen.

Der Frau schlugen sie ins Gesicht

Die von den Beamten aufgrund erster Zeugenaussagen zunächst auf 20 bis 25 Jahre geschätzten Männer hatten am frühen Abend des 21. April beim Aussteigen aus dem Bus die vier Afrikaner angegriffen. Dem Mann verpassten die Täter zunächst einen Stoß mit dem Ellenbogen und traten dann auf den zu Boden gegangenen Mann ein. Der Frau schlugen sie ins Gesicht. Beide Opfer erlitten leichte Verletzungen. Die andere Frau konnte sich mit dem fünfjährigen Mädchen in Sicherheit bringen. Erst als Passanten eingriffen, ließen die Schläger von der Gruppe ab. Bereits während der Busfahrt habe das Trio die vier Fahrgäste „übel beleidigt und beschimpft“, sagte ein Polizeisprecher.

In Braunschweig gab es in den vergangenen Monaten immer wieder rechtsextrem motivierte Übergriffe: Laut dem Bündnis gegen Rechts und dem örtlichen Antifaschistischen Plenum attackierten Neonazis im Dezember Gegendemonstranten mit Flaschen und Pfefferspray.Ein Mitglied der SPD-nahen Jugendorganisation „Falken“ soll Anfang Februar von Mitgliedern der NPD-Jugend „Junge Nationaldemokraten“ getreten und geschlagen worden sein. Wenige Tage später soll ein Schüler durch Neonazis schwer verletzt worden sein.

Und die Liste der Vorfälle reißt nicht ab: Vergangene Woche provozierte ein 25-Jähriger in einer Straßenbahn Flüchtlinge damit, dass er „Führers Geburtstag“ feiern wolle. Die rechte Szene radikalisiert sich in der Stadt und gewinnt an Selbstbewusstsein.

Zuletzt veröffentliche das Bündnis gegen Rechts Fotos von mit Hakenkreuzen beschmierten „Stolpersteinen“. Die in den Gehweg eingelassenen Steine mit einer Messingplatte erinnern an ehemalige jüdische Bürger, die von den Nazis verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Reimar Paul

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