: Tumulte und Durchhalte-Appelle bei RWE
Hauptversammlung Energiekonzern schreibt Verluste, doch die Revolte gegen den Vorstand bleibt aus
Weitere massive Verluste könne sich der Konzern nicht mehr leisten, warnte RWE-Chef Peter Terium beim Aktionärstreffen in Essen.
„Eure Zeit ist abgelaufen“, skandierten Umweltaktivisten, die im Versammlungssaal zu Beginn für Tumulte sorgten, in Richtung Vorstand. Sie wurden nach einigen Minuten von Ordnern und der Polizei abgeführt. Dass RWE aber auch seine wirtschaftlichen Probleme in den Griff bekommt und mit seinem Sanierungskurs wirklich – wie oft beschworen – wieder zukunftsfähig wird, muss Terium noch beweisen.
Die RWE-Führung spaltet die Ökoenergie und die übrigen Zukunftssparten in eine komplett neue Firma ab und will mit der „NewCo“ dringend benötigte Milliarden für neue Investitionen an der Börse einnehmen. Beim alten RWE-Konzern bleiben dann nur noch das angeschlagene Kraftwerksgeschäft und der Energiehandel. Zudem soll er von Dividendenzahlungen der neuen Tochter profitieren. Viele Aktionärsvertreter sehen keine Alternative zu diesem Kurs. Manche fragen sich aber, was künftig noch von RWE übrig bleibt und warum die Anteilseigner bei der Stange bleiben sollen. „Sind wir am Ende gefangen in einem Abwicklungsunternehmen für Atom und Kohle?“, fragte Winfried Mathes vom Fondsanbieter Deka.
Angesichts der tiefen Krise fiel die von manchen erwogene Führungsdiskussion weitgehend aus. Darauf verzichteten auch die besonders verärgerten Kommunalaktionäre. Noch im Februar, als RWE die überraschende Dividendenstreichung ankündigte, gab es von ihnen wütende Interviews und Pläne zur Nicht-Entlastung des Vorstands. Doch am Mittwoch stand die Mehrheit hinter Terium – dies aber offenbar mit der Faust in der Tasche: Als ein Aktionärsvertreter wegen der schlechten Lage Gehaltskürzungen beim Vorstand forderte, gab es kräftigen Applaus.
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