Projektraum Naunynstraße: I love you, I love you, I love you: Videokunst als Performance beim Space/Time-Festival

In „Art Objects. Essays on Ecstasy and Effrontery“ plädiert Jeanette Winterson dafür, mit Kunst genauso bewusst Zeit zu verbringen wie mit Literatur oder Musik. Zunächst aber flüchtet sie sich in einen Buchladen, als ein Gemälde sie derart aus der Fassung bringt, dass ihr das Herz „wegzuschwemmen“ droht. Am nächsten Tag kehrt sie zurück und gibt alle Gewissheiten auf. Dass auch die Videokunst einen anderen Umgang verdient, ist Steffi Kowalski und Matt Wilson schon lange bewusst, spätestens seit sie im Whitney erleben mussten, wie experimentelle Filme in langen Reihen aneinandergedrängt, völlig unzugänglich präsentiert wurden.
Den gesamten April über erkunden sie nun mit dem Space/Time-Festival Rezeptionsbedingungen und Neuarrangements des bewegten Bildes. Videoarbeiten laufen in Theatern, Performances ergänzen Screenings, ersetzen sie gänzlich. Raum- und Zeitgefühle stehen auf dem Spiel: Was heißt es, eine Arbeit zum ersten Mal zu sehen, wie viel Wiederholung kann das Publikum ertragen, wo hält man es doch noch vier Minuten länger aus? Den ultimativen Geduldstest bietet das Screening der Durational Performance von Jennifer Gustavson heute Abend: „Ich liebe dich“, sagt sie drei Stunden lang, bis zur völligen semantischen und körperlichen Leere. NYM
„I love you“: 21. 4., 19 Uhr, Naunynstr. 53; Weiteres Programm am 29. + 30. 4.: www.spacetimeberlin.com
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