: Argentinien ist wieder da
STAATSSCHULDEN Das Land platziert nach 15 Jahren wieder eine Anleihe
Seit dem im Jahr 2001 verkündeten Staatsbankrott war Argentinien von den internationalen Geldmärkten faktisch ausgeschlossen. Das Fass zum Überlaufen brachten zwei Umschuldungsprogramme 2005 und 2010, bei denen die damalige Kirchner-Regierung den Gläubigern Zahlungen anbot, wenn diese auf einen erheblichen Teil ihrer Forderungen verzichteten. Während der größte Teil das Angebot akzeptierte, verweigerte sich ein kleiner Teil. Deren Schuldtitel auf Ramschniveau kauften US-Hedgefonds und klagten erfolgreich in den USA. Im Jahr 2012 verurteilte ein New Yorker Richter Argentinien zur Zahlung von 1,3 Milliarden Dollar an die Hedgefonds NML Capital und Aurelius Capital. Seit Juni 2014 ist dieses Urteil rechtskräftig. Doch die damalige Präsidentin Cristina Kirchner weigerte sich, den sogenannten Geierfonds die eingeklagten Dollars zu überweisen. Der neue Präsident Mauricio Macri dagegen einigte sich mit den Fonds.
Näher betrachtet entpuppt sich die jetzige Anleiheplatzierung allerdings als riesiger Schuldenumtausch. Von den 16,5 Milliarden Dollar werden schon am Freitag 9,3 Milliarden an die „Geierfonds“ weitergereicht. Mit den verbleibenden 7,2 Milliarden Dollar sollen in den kommenden Monaten fällige Verbindlichkeiten getilgt werden. Was dann noch bleibt, soll in staatliche Investitionsprojekte fließen. Wie hoch diese Summe sein wird, ist noch völlig offen.
Auch die argentinische Wirtschaftspresse bremst die Euphorie. Angesicht der derzeitigen Liquidität auf den Finanzmärkten sei es nicht überraschend, dass die Anleihen bei der angebotenen Verzinsung weggingen wie warme Semmeln. Die verschiedenen Anleihen haben eine Laufzeit von drei bis dreißig Jahren. Die durchschnittliche jährliche Verzinsung beträgt 7,2 Prozent. Dagegen hatte Chile im Januar 1,3 Milliarden Dollar mit einer Verzinsung von 3,4 Prozent bekommen, und selbst das derzeit arg gebeutelte Brasilien kam Anfang März billiger weg: Es nahm 1,5 Milliarden Dollar zu einem Zinssatz von 6,13 Prozent auf. Jürgen Vogt
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