LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Pseudolustige Nebenaspekte

betr.: „Händeschütteln in der Schule?“, taz vom 7. 4. 16

Seit einiger Zeit fällt mir eine Veränderung der Qualität der Berichterstattung auf.

In dem Artikel geht es laut Überschrift um die Verweigerung des Händedrucks mit ihrer Lehrerin vonseiten zweier muslimischer Jungen. Dieser Besorgnis erregende Umstand, nämlich ein Aspekt der islamistischen Geschlechterappartheit, der darauf abzielt, Frauen aus der Öffentlichkeit zu verdrängen, taucht im anschließenden Pro-Contra-Geplänkel nicht mehr auf.

Dieses wichtige Thema, das die weibliche Selbstverständlichkeit, einen Platz in der Öffentlichkeit zu beanspruchen, infrage stellt, wird ausgeblendet und pseudolustig Nebenaspekte betonend (Hitlergruß, Infektionsgefahr) kleingeredet. Ist das manipulative (Islamismus kleinreden, um Fremdenfeindlichkeit vorzubeugen?) Absicht oder bloß mit heißer Nadel schlecht gestrickter Journalismus?

Bitte mehr Qualität. LUCIA ALEKNA-HANSEN, Hamburg

Jede Möglichkeit nutzen

betr.: „Dortmunder Nische“, taz vom 8. 4. 16

Erst einmal: Lob! Endlich mal ein Bericht über das Ruhrgebiet in der taz. Über eine ganze Seite! Ich hab mich gar nicht mehr eingekriegt.

Leider habe ich aber auch Kritik: Gerade mal vier oder fünf Initiativen beziehungsweise Lokalitäten der Dortmunder Nordstadt wurden genannt. Dabei gibt es so viele mehr. Man muss nicht alle aufzählen, aber manche hätten nicht fehlen dürfen: Das Projekt: Wir.Echt Nordstadt zum Beispiel. Ein Bildband mit 106 Gruppierungen, Vereinen und Initiativen der Nordstadt. Oder die Offenen Nordstadtateliers.

Es ist so schwer, den Leuten zu zeigen, wie das Ruhrgebiet wirklich ist. Da sollte doch jede Möglichkeit genutzt werden.

INGRID SCHMECHEL, Dortmund

Großes Unbehagen

betr.: „ ,Nee‘ zu Europa aus den Niederlanden“, taz vom 8. 4. 16

Dass die Niederländer gerade in der Frage der Ukraine sich so deutlich geäußert haben, liegt an dem großen Unbehagen, dass die Europäische Union und die Nato sich in den vergangenen Jahren so massiv den russischen Grenzen genähert haben, sodass im Osten Europas jetzt Feinde stehen und keine Freunde, wie das noch nach der Wiedervereinigung Deutschlands intendiert war.

Seit den Nato-Plänen, in Polen und Tschechien ein Raketensystem gegen die iranischen (?) Atomraketen aufzubauen, hat sich das Verhältnis zu Russland permanent verschlechtert. Der Maidan wurde von interessierten Kreisen in den USA und Europa massiv unterstützt; die Ziele der Revolution, nämlich Eindämmung von Oligarcheneinfluss und Korruption, wurden nicht ansatzweise erreicht.

Die Ukraine, die ein neutrales Zwischenstück zwischen Ost und West hätte bleiben können, hat alle wirtschaftlichen Kontakte im Osten verloren. Soll denn die EU, die unter dem Russland-Embargo leidet, diese Verluste ausgleichen?

Ich fürchte, die Ukraine wird wie Irak, Afghanistan und Syrien nicht zur Ruhe kommen.

Wäre bei uns abgestimmt worden, ich hätte genauso wie die Niederländer „Nein“ gesagt. KLAUS FIETZEK, Bornheim

Schlechter Witz

betr.: „Grimme ehrt, Döpfner jubelt. Zuspruch für Jan Böhmermann“, taz vom 11. 4. 16

Es kann doch nur ein Witz sein, dass Herr Böhmermann wegen seiner Satire über Herrn Erdoğan jetzt in Deutschland strafrechtlich verfolgt werden soll.

Tatsache ist doch, dass der türkische Ministerpräsident Erdoğan mit seinen demokratiefeindlichen und homophoben Einlassungen eindeutig nicht auf dem Boden unserer Verfassung steht. Sollte er in Deutschland wohnen, würde er deshalb (hoffentlich!) strafrechtlich als Verfassungsfeind verfolgt!

MICHAEL PARYS, Stuttgart

Arbeitsplatz statt Klimaschutz?

betr.: „Chinas Ökodumping“, taz vom 11. 4. 16

In der Stahlindustrie in Deutschland ist die Zahl der Arbeitsplätze seit 1980 um ungefähr 65 Prozent zurückgegangen. Jetzt gibt es auf dem Weltmarkt Überkapazitäten, was zu einem Fall der Preise führt.

Es ist legitim, dass Menschen auf die Straße gehen, weil sie um ihre Arbeitsplätze bangen. Nicht legitim ist es allerdings, den Klimaschutz für die wirtschaftlichen Probleme mitverantwortlich zu machen.

Bis jetzt konnten alle Emissionen mit kostenlosen Zertifikaten gedeckt werden.

Darüber hinaus besitzen Stahlunternehmen bereits heute Zertifikate für eine Jahresproduktion. Kostenerhöhungen stehen erst ab dem Jahr 2021 auf der Tagesordnung.

Es ist mir unverständlich, wieso sich Prof. Rudolf Hickel vor den Karren der deutschen Stahlindustrie spannen lässt.

PAUL KÖHLER-SCHUMANN, Duisburg