LeserInnenbriefe
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Klasse Kommentar

betr.: „Chinas Ökodumping“, taz vom 11. 4. 16

Hätte ich nie gedacht, dass ich in der taz, links, umweltbewusst, grün, einen solchen klasse Kommentar zur Stahlindustrie lesen könnte. Dreck muss reduziert werden, wo es eben geht, so sehe ich das. Existenzsicherung durch Arbeit, das ist das Leben. Auf den Punkt gebracht, wunderbar im Kommentar: Abbau von Stahlkapazitäten, die sauberer als die Konkurrenz produzieren, bringt auch der Umwelt nichts. Das ist ein Problem, dem sich die Globalisierungspolitiker endlich stellen müssen.

HANS-JÜRGEN SITTEK, Moers

Danke, Jan Böhmermann

betr.: „Bundesregierung berät über Pointe“, taz vom 12. 4. 16

Bei der Fernsehshow von Jan Böhmermann denkt der Normalbürger, es sei eine Unterhaltungssendung im Abendprogramm. Aber bei genauem Hinsehen erkennt man, dass es Bildungsfernsehen ist! Denn Böhmermann stößt (wie schon bei der Varou­fakis-Stinkefinger-Aktion) eine politische Meinungsbildung in Deutschland an, ohne eine Meinung vorzugeben. Alle reden darüber und man kommt nicht umhin, sich zu positionieren und sich mit „der Politik“ auseinanderzusetzen, die einen sonst oftmals leider nur langweilt. Und auf einmal sieht man klarer bezüglich Flüchtlingsabkommen, Pressefreiheit und diplomatischer Beziehungen. Ich bilde mir eine Meinung über den türkischen Regierungspräsidenten und eine Bundesregierung, die sich lieber mit einem Böhmermann befassen als mit den vielen Flüchtlingen in der Ägäis! Danke, Jan Böhmermann!

FRANZISKA STOYE, Berlin

Geübte Anmaßung

betr.: „Bundesregierung berät über Pointe“, taz vom 12. 4. 16

Aufklärendes und aufgeklärtes Denken sind untrennbar mit gesellschaftlicher Liberalität verbunden, die Dialektik der Satire ist integraler Bestandteil ebendieser Freiheit, sie ist als intellektuelle Antwort einer zivilisierten und kultivierten Gemeinschaft auf ausgemachte Widrigkeiten des Lebens das diametrale Gegenteil von Humorphobie und Borniertheit, Intoleranz und Gewalttätigkeit. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, durchaus bekannt für seine nicht nur politische Hybris und Aversion gegenüber Anschauungsvielfalt, hat mit seiner geübten Anmaßung, auch in Deutschland die Meinungsfreiheit am Gängelband zu führen, freilich genau das Gegenteil dessen provoziert, was er erreichen wollte. Jan Böhmermanns satirisches Nachtreten per Schmähkritik, satirisch über Satire zu „urteilen“, ist gewiss grenzwertige Geschmackssache, die zu weit aus dem Fenster gelehnte Intervention der Politik leider nicht.

IRA BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Linie erkennbar

betr.: „Geständnis eines Linken“, taz vom 11. 4. 16

Liebe taz,

Ich mag es noch immer nicht glauben. Da darf jemand, der sich selbst als Linker bezeichnet, an prominenter Stelle, Seite 1 und 3, die menschenverachtende Flüchtlingspolitik der Bundesregierung verteidigen. Das auch noch „klammheimlich“ zu nennen, finde ich widerwärtig.

Soll das jetzt ein Vorstoß für den neuen Umgang mit der Festung Europa werden? Wenn ich den Artikel „Von Kretschmann lernen“, in der gleichen taz, dazu sehe, kann ich schon fast eine Linie erkennen. Ich will die nicht mitgehen.

GITTA HINSCH, Hamburg