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portraitDie Fotografin der Berlinale

Erika Rabau, der „Puck“ von Berlin, ist gestorben Foto: J. Kosowska

In diesem Februar war sie zum ersten Mal nicht dabei. Saß nicht bei den Berlinale-Pressekonferenzen in der ersten Reihe, selbstredend in Ledermontur, um den Hals Schal, rasselnde Ketten und jede Menge Fototechnik, auf dem Kopf die in alle Richtungen wuselnden graublonden Haare. Schlurfte nicht durch die Gänge, die Leica-Fototasche hinter sich herziehend wie ein Hündchen. Hockte auch nicht zusammengesunken, aber quietschfidel in einem Sessel der VIP-Lounge, zu der nur wenige FotografInnen Zutritt haben: „Rufst du mir ein Taxi?“ Gefragt wurde, wer gerade neben ihr saß, egal ob Hollywoodgast oder Kollege, gesiezt wurde aus Prinzip nicht. Passte auch gar nicht zu ihrer unfassbar jugendlichen Tonlage.

Die Fotografin, Berlinale-Aficionada und Gelegenheitsschauspielerin Erika Rabau ist tot. Sie war vielleicht die letzte Frau, die es schaffte, aus ihrem wahren Alter ein Geheimnis zu machen – jedenfalls sei sie an einem 23. Dezember geboren worden, so viel hatte sie stets kichernd verraten.

Der Regisseur Lothar Lambert hatte ihr noch im Sommer letzten Jahres den Film „Erika – mein Superstar“ gewidmet, 2008 hatte Samson Vincent ihren Spitznamen in seiner Dokumentation „Der Puck von Berlin“ manifestiert. Friedrich Holländer habe sie einst so genannt, erklärte Erika Rabau, weil sie wie der Puck aus dem „Sommernachtstraum“ überall plötzlich auftauche.

Ihr Leben war mit Leidenschaft mindestens so vollgestopft wie ihre Wilmersdorfer Wohnung mit Negativen. Sie lebte in Argentinien, in Paris, am längsten in Berlin. Sie konnte in vier Sprachen plaudern, hatte in unzähligen Filmen kleine Auftritte, darunter bei Fassbinder und Wim Wenders. Und sie fotografierte – am meisten auf dem Filmfest. Ihre Bilder, 2008 herausgegeben in „Stars – die Gesichter der Berlinale“, sind Dokumente des Moments. Denn Erika Rabau mochte es nicht, ihre Motive zu inszenieren. Ihre charmant-professionellen Schnappschüsse bezeugen das komplizenhafte Verhältnis, das sie in kürzester Zeit zu Menschen aufbauen konnte. Vielleicht weil jeder spürte, mit wie viel Feuer und echtem menschlichem Interesse sie bei der Sache war. Jenni Zylka

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