piwik no script img

„Versucht, den Gegner nicht zu veralbern“

EINGENETZT Der Berliner Rani Al-Kassem hat 10 Tore in einem Spiel seines Klubs Blau-Weiß 90 erzielt

Foto: BW 90 Berlin
Rani Al-Kassem

Sein Vorbild ist Zine­dine Zi­dane. Al-Kassem hat einmal in zwei Spielzeiten 107 Tore für SC Al-Quds geschossen und in einer Saison 34 für SD Croatia.

Interview Alina Schwermer

taz: Herr Al-Kassem, Ihr Verein, Blau-Weiß 90 Berlin, hat mit einem 21:0 gegen den Berliner AK II den höchsten Sieg in der Berliner Landesligageschichte geholt. Sie selbst haben zehn Tore gemacht. Wann haben Sie gemerkt, dass der BAK heute eine richtige Packung kriegt?

Rani Al-Kassem: Wir sind anfangs natürlich ganz normal in das Spiel reingegangen. Wir hatten überhaupt nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde mit den Toren. Als in der ersten Halbzeit dann zehn Treffer gefallen waren, haben wir allmählich gemerkt, was möglich ist.

Hat Ihnen der Gegner irgendwann leidgetan?

Natürlich tut einem der Gegner irgendwann leid. Andererseits ist die Tordifferenz für uns sehr wichtig. Und wir haben darauf geachtet, den Gegner nicht auf die leichte Schulter zu nehmen oder zu veralbern. Respekt, dass der BAK das Angebot des Schiris, die Partie zur Halbzeit abzubrechen, nicht angenommen hat.

Wissen Sie aus eigener Erfahrung, wie sich so eine Klatsche anfühlt?

So hoch habe ich noch nie verloren; auch niemand anderes aus unserer Mannschaft. Sonst hätten wir darüber schon gesprochen, dann hätte man auch ein offenes Ohr dafür gehabt. (lacht)

Die zehn Tore sind persönlicher Rekord für Sie. Versucht man in so einem Spiel auch mal den Fallrückzieher oder das Hackentor, das man im normalen Spiel lieber bleiben lässt?

Nein, auf gar keinen Fall. Das wäre respektlos gegenüber dem Gegner. Wir haben einfach normal weitergespielt. Darauf habe ich im Spiel als Mannschaftsführer auch geachtet. Da soll keiner auf die Idee kommen, mit Hacke und Spitze rumzuzaubern. Natürlich ist das Ergebnis ein toller Rekord, aber es wird in nächster Zeit nicht mehr so leicht vorkommen. Wir dürfen keinen der kommenden Gegner unterschätzen.

Sie stehen derzeit auf dem ersten Platz der Landesliga. Geht es für Sie hoch in die Berlin-Liga?

Wir haben jetzt noch acht Spiele, da sind noch einige Punkte zu vergeben. Aber wenn wir konsequent bleiben, dürfte eigentlich nichts mehr anbrennen.

Und nebenbei werden Sie Torschützenkönig? Sie haben Ihr Konto mal eben um zehn Treffer erhöht und haben jetzt zehn Tore Vorsprung.

Ich will auf jeden Fall Torschützenkönig werden.

Sie sind jetzt 36 Jahre alt. Machen Sie nächste Saison weiter?

Die Berlin-Liga nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall mitnehmen, ich fühle mich fit. Ab Sommer übernehme ich außerdem die A-Jugend und die F-Jugend bei uns im Verein. Ich bin jetzt seit 2009 fast ununterbrochen bei Blau-Weiß 90, der Verein ist mir sehr ans Herz gewachsen. Wir haben eine große Geschichte, und wir wollen den Club langsam wieder nach vorn bringen. Wir wollen aufsteigen und eine Megaparty schmeißen.

Die gab es nach dem 21:0 noch nicht?

Nach jedem Spiel, das wir gewinnen, feiern wir ein bisschen. Aber wir haben keine Riesenparty geschmissen, nur weil wir 21:0 gewonnen haben. Das wäre noch zu früh. Lieber nach dem letzten Spieltag. Aber dann richtig.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen