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Feministische Schätze

FRAUEN Das Hamburger B-Movie zeigt in der Reihe „Film Fatales“ Filme über Geschlechteridentitäten, Sexualität und Arbeit

Seit 1979 gibt es in Hamburg den Frauenmedienladen „Bildwechsel“. Dieses Projekt war mal als Netzwerk für Künstlerinnen konzipiert und inzwischen gibt es Filialen in Berlin, Basel, Glasgow, Warschau und Chicago. Im Laufe der Jahrzehnte haben die Frauen ein umfangreiches Film- und Videoarchiv zusammengetragen und das Hamburger Kino B-Movie zeigt in den nächsten Wochen einige Schätze daraus.

Los geht es am Samstag um 18 Uhr mit einer sogenannten Schwarmsichtung. Der Schwarm, das sind mehrere Monitore, auf denen unter dem Titel „Feminist Treasures for Fights and for Pleasure“ ausgewählte Arbeiten aus dem „Bildwechsel“-Archiv laufen. Viele frühe Filme und Videos wurden extra zu diesem Anlass digitalisiert – mit Unterstützung durch die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein.

Anschließend steht um 22 Uhr die russische Dokumentation „Pussy vs. Putin“ des Filmkollektivs „Gogol’s Wife“ auf dem Programm. Es geht um die Aktivistinnen der feministischen Punkband Pussy Riot. Die Filmerinnen haben die Frauen dabei begleitet, wie sie ihre subversiven Aktionen planen und durchführen. Auch beim Prozess gegen drei die Musikerinnen waren sie dabei.

Bis zum 1. Mai laufen in der Reihe „Film Fatales“ insgesamt neun verschiedene Programme. Am 17. April wird außerdem aus neuen und alten feministischen und queeren Zeitschriften vorgelesen. Flankierend laufen am 16. und 28. April Kurzfilme, die Themen wie Rassismus bei den Oscar-Verleihungen, illegale Abtreibungen in Polen und Südafrika oder die Gründe dafür, warum sich eine junge Türkin 1982 in Hamburg verbrannt hat, behandeln.

In „Femme Brutal“ (3. + 23. 4.) von Nick Prokesch und Liesa Kovacs geht es um die Show einer Gruppe Künstlerinnen, die im Wiener „Club Burleske Brutal“ auftreten und ihre nackten Körper auf der Bühne als „hochpolitische und radikale Geste“ verstehen. In „Geschenkt wurde uns nichts“ (3. 4. + 1. 5.) von Eric Esser erzählen drei italienische Frauen von ihrer Zeit im Widerstand gegen die deutschen Besatzer im Jahr 1943.

Auch einer der schrägsten Genrefilme der vergangenen Jahre ist im Programm von „Film Fatales“ und passt perfekt in diese Reihe: „A Girl Walks Home Alone at Night“ (3., 7. + 17. 4.) von Ana Lily Amirpour ist eine feministische Rachefantasie. Eine Vampirin fährt auf ihrem Skateboard durch die nächtlichen Straßen einer fiktiven iranischen Stadt und trinkt das Blut von Männern, die Frauen misshandeln.

Die radikale Umdeutung eines Genrefilms bietet auch „Lyle“ (21. + 24. 4.) von Stewart Thorndike. Wie in „Rosemary’s Baby“ scheint hier ein Kind vom Teufel gezeugt worden zu sein, dessen Eltern zwei Lesben sind, die sich zu wehren wissen. HIP

„Film Fatales“: B-Movie, Hamburg

www.b-movie.de

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