: Beim Bombenanschlag ging’s um Drogen
Kriminalität Staatsanwaltschaft: Hintergrund der Tat vom Dienstag sei „organisierter Kokainhandel“
Auch am Tag nach der Bombenexplosion in einem fahrenden Auto galt, was der Innensenator bereits wenige Stunden nach dem Anschlag erklärt hatte: „Nach allem, was wir derzeit wissen, müssen wir von einem schweren Verbrechen ausgehen“, so Frank Henkel (CDU) selten visionär am Dienstag. Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft sei das Motiv der Tat eine „Auseinandersetzung im Bereich des organisierten Kokainhandels“, so Martin Steltner am Mittwoch zur taz. Alles Weitere sei reine Spekulation.
Der 43-jährige Fahrer eines VW Passat wurde am Dienstagmorgen auf der Charlottenburger Bismarckstraße durch den unter dem Auto angebrachten Sprengsatz getötet – mitten im Berufsverkehr. Zu Einzelheiten über die Bombe wollte sich Steltner nicht äußern, die Untersuchungen liefen. Der Sprengsatz sei indes „hochriskant“ auch für Passanten und andere Unbeteiligte gewesen.
Der 43-Jährige habe in Polen eine sechsjährige Haftstrafe wegen Kokainhandels verbüßt, teilte Steltner weiter mit; in Berlin sei er hingegen bisher nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten. Medienberichte, wonach es sich bei dem Anschlag um einen Racheakt gehandelt haben könnte, wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht bestätigten.
Vernehmungen begonnen
Am Mittwoch begannen Ermittler mit den Vernehmungen von Menschen aus dem Umfeld des Opfers sowie von Zeugen des Vorfalls. In der Wohnung des Opfers wurde der Staatsanwaltschaft zufolge nichts gefunden, was sie „substanziell weiterbringen würde“. Ein terroristischer oder rechtsextremistischer Hintergrund wurde aber ausgeschlossen. Weiter unklar ist auch, ob der Mann wirklich das Ziel des Anschlags gewesen ist: Er ist nicht der Halter des Fahrzeugs.
Die Täter suchten mit diesem Mordanschlag nach Ansicht eines Polizeigewerkschafters bewusst die Öffentlichkeit: „Sie wollten damit ein Zeichen setzen“, sagte Norbert Cioma, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft der Polizei (GdP), am Mittwoch im RBB-Radio. Der Hauptkommissar beim Landeskriminalamt sagte, es könnten Großfamilien sein oder Rocker oder die Russenmafia. Verstrickungen dieser drei Gruppen in die organisierte Kriminalität in Berlin sind bekannt. Bert Schulz
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