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Papier gewinnt

NORWEGEN Alle verlieren Auflage, außer die linke „Klassekampen“

Tiefrote Zahlen zeigt die am Dienstag veröffentliche Auflagenbilanz der norwegischen Tageszeitungen für das Jahr 2015. Die Boulevardblätter VG und Dagbladet verloren beispielsweise 18,4 und 22 Prozent. Im Schnitt büßten die Zeitungen knapp 9 Prozent ein. Einzige Ausnahme: die linke Klassekampen, eine Art „norwegische taz“, die ihre Auflage um 12,5 Prozent auf jetzt 21.650 Exemplare steigern konnte. Auf Deutschlands Bevölkerungszahl übertragen entspräche das rund 350.000 Exemplaren. Dabei hat die seit 1977 täglich erscheinende Zeitung lange Zeit immer verloren, stand sogar kurz vor dem Aus.

„Wir sind erst am Anfang“, kommentierte Klassekampen-Chefredakteur Bjørgulv Braanen in der Mittwochsausgabe und versprach weiterhin eine „engagierte und lebendige Zeitung“ und eine „gute Ergänzung zu anderen Nachrichtenquellen“ machen zu wollen.

Das Erfolgsrezept von Klassekampen heißt Selbstbeschränkung. So versuchte man von vornherein gar nicht erst im digitalen Markt mitzuhalten. Dem Internetauftritt (klassekampen.no) wird täglich nur mit wenigen Texten gefüttert. „Internetklicks interessieren uns nicht. Im Gegensatz zu anderen investieren wir jede Krone in das Papierprodukt“, sagt Braanen. „Die Leser merken und schätzen das.“ Gleichzeitig habe man da ausgebaut, wo die Konkurrenz spare: bei der Auslands-, Kultur- und Regionalberichterstattung. Nun sei man eine linke Zeitung, die beispielsweise wegen ihres Feature- und Wirtschaftsteils mit weniger „talking heads“ und mehr eigenen Analysen, zunehmend auch von einem Pu­blikum anderer politischer Couleur geschätzt werde.

Beim jetzigen Auflagenplus wird Klassekampen nur von einem Titel übertroffen, auch der mit ausgeprägter „Papierstrategie“: Die Kinderwochenzeitung Aftenposten Junior konnte ihre Auflage um fast 15 Prozent steigern. Sie erscheint nun mit 25.000 Exemplare.

Reinhard Wolff, Stockholm

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