piwik no script img

Das Ende der Fahnenstange

Schifffahrt Selten ausgelastet, aber reichlich vorhanden: Riesenfrachter sind ein Auslaufmodell, sagt der Bremer Ökonom Ulrich Malchow

Wer braucht riesige Containerschiffe? Nach der Ansicht von Ulrich Malchow, profitieren vom Wachstum „drei Großwerften in Korea, drei niederländisch-belgische Baggerunternehmen und ein Hersteller von Containerbrücken in China“. Malchow ist Professor für Maritime Economics an der Hochschule Bremen und ein bekannter Kritiker des Glaubens ans unausweichliche Containerschiff-Wachstum.

Dieses hält an, seit der Container vor mehr als 50 Jahren seinen Siegeszug antrat. War vor 30 Jahren die „Frankfurt Express“ von Hapag-Lloyd das erste Schiff, das mehr als 3.000 Standardcontainer (TEU) tragen konnte, schaffen heutige Nachfolger ungefähr 19.000 TEU. Immer kostengünstiger, so das Kalkül, werde so der Transport des einzelnen Containers. Stimmt nur bedingt, sagt Malchow: „Schaut man sich die Kostenersparnisse je Container an, so wird sie mit wachsender Größe immer geringer.“ Das Ende der Fahnenstange sei so gut wie erreicht.

Jetzt wächst vor allem das wirtschaftliche Risiko, denn selbst die geringen Einsparungen treten nur ein, wenn die Schiffe auch wirklich voll beladen sind. Und das sind sie immer öfter nicht.: Es gibt schon so viele „Mega-Carrier“, die chinesischen Exporte liegen aktuell um rund ein Fünftel unter dem Vorjahr, und der Welthandel wächst auch weniger als gewohnt.

Das wissen auch die Reeder. Marktführer Maersk signalisiert, dass noch größere Schiffe nicht auf dem Wunschzettel des Managements stehen. Auch Hapag-Lloyd schiebt einen Beschluss über den Kauf von Schiffen der 18.000-TEU-Klasse seit Monaten vor sich her.

Für die Häfen aber bedeuten die Containerriesen logistische sowie technische Probleme und verursachen Mehrkosten, ohne dass auch nur ein Container mehr umgeschlagen wird. „Vielleicht ist die Entwicklung zu immer größeren Schiffen nicht nachhaltig“, sagte vor kurzem Gunther Bonz, Chef des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg. Hinter den Kulissen denkt mancher europäischer Hafenmanager darüber nach, die Schiffsgrößen zu begrenzen. Offiziell will diese Forderung aber niemand stellen.  (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen