: Die Zukunft des Wassers
Trinkwasser Die zukünftige Trinkwasserversorgung Bremens nachhaltig zu gestalten, fordern die Grünen. 2023 läuft der Liefervertrag mit Verden aus
Um die Zukunft der Bremer Trinkwasserversorgung sorgen sich die Grünen. Vergangene Woche brachte sie einen Dringlichkeitsantrag in die Bürgerschaft mit dem Ziel ein, Qualität und Zufluss der lebenswichtigen Ressource nachhaltig zu gewährleisten. „Jeder Tropfen Trinkwasser zählt in Bremen“, sagt Maike Schaefer, die umweltpolitische Sprecherin der Grünen – „jeden nutzbaren Brunnen müssen wir schützen.“ Klingt dramatisch. Müssen Bremer bald im Regen duschen und den Hamsterkauf von Mineralwasser starten? Ein klares Nein ist dazu vom Wasserversorger, der Wesernetz Bremen GmbH, und dem Umweltsenator zu hören.
In Bremen wird ausschließlich Grundwasser in die Leitungen gepumpt. 31 Millionen Kubikmeter pro Jahr. 16 Prozent davon werden mit zwölf Brunnen im Stadtgebiet gefördert. Die meisten liegen in Blumenthal – in einem Areal, das bereits als Trinkwasserschutzgebiet ausgewiesen ist. Ein solches fehle nördlich der Uhthoffstraße, an der Autobahnausfahrt Vegesacker Hafen, sagt Schaefer.
„Dort nutzen wir zwei Brunnen“, bestätigt Wesernetz-Sprecher Christoph Brinkmann. Aber die Fördermenge sei gering: nur 1,6 Prozent des in Bremen verbrauchten Wassers. Und dass der bürokratische Aufwand für eine Schutzzone recht hoch sei, räumt auch Schaefer ein. Anliegende Unternehmen könnten klagen.
Ein Nachbar ist der Roboterproduzent Kuka Systems. Ob das Unternehmen ein Problem damit hätte, beim Umgang mit Benzin oder Lösungsmitteln in Sicherheitsmaßnahmen zu investieren, war auf Anfrage nicht zu erfahren.
Um Nutzung alternativer Quellen kümmert sich das Umweltressort laut Sprecher Jens Tittmann bereits. „Wir haben vor einem Jahr begonnen, den komplexen Entscheidungsprozess zu erarbeiten“, sagt er.
26 Millionen Kubikmeter Trinkwasser bezieht Bremen derzeit aus Niedersachsen, ein Drittel davon aus dem Landkreis Verden. 2023 endet der diesbezügliche Liefervertrag. Gegen eine Verlängerung äußerte die Kreisverwaltung Bedenken. Denn Umweltverbände wie Nabu und BUND behaupten, dass der Halsebach austrockne, weil aus seinem Tal zu viel Wasser nach Bremen gepumpt werde. Von einer Absenkung des Grundwasserspiegels um teilweise neun Meter geht die Rede. Bis Mitte des Jahres soll nun ein Gutachten des niedersächsischen Umweltministeriums vorliegen, das den Zusammenhang untersucht. Dann werde entschieden, ob und wie viel Wasser zukünftig aus Verden komme, so Tittmann.
Manche wollen auch alles beim Alten lassen. Es hängen schließlich Einnahmen der Kommune daran. Landwirte fürchten, dass Ähnliches passieren könnte wie mit der Delmenhorster Graft: Als die Grundwasserförderung dort eingestellt wurde, begann das Gebiet morastig aufzuschwemmen. Als Agrarfläche wäre es nicht nutzbar.
Und wenn Verden aussteigt? „Kein Problem“, sagt Brinkmann, „unsere anderen Lieferanten können jederzeit ihre Liefermenge entsprechend erhöhen.“ Man müsse nur die Rohrleitungskapazitäten erweitern. Jens Fischer
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