: Flensburger Mädchenheim bleibt zu
JUGENDHILFE Gericht weist die Klage des Trägers gegen die Schließung zurück – und wirft damit Fragen auf
Die Flensburger Jugendwohnung in der Wrangelstraße bleibt geschlossen. Betreiber Rolf Nagel ist mit seinem Versuch gescheitert, sich vor dem Verwaltungsgericht gegen das Belegungsverbot zu wehren. Auch abgelehnt wurde die vom ihm beantragte Betriebserlaubnis für seine neue Einrichtung im Ort Langballig. „Am 30. März sind die Mitarbeiter ohne Arbeit“, sagte Nagel zur taz. Weitere gerichtliche Schritte werde er nicht unternehmen.
Die von zehn Mädchen bewohnte Jugendwohnung in Flensburg war am 4. März nach einer Razzia durch die Heimaufsicht und die Polizei geschlossen worden. Grund waren Hinweise auf Drogenkonsum und mangelnde Beaufsichtigung. „Die Mitarbeiter der Heimaufsicht haben ordnungsgemäß und sehr besonnen gehandelt“, sagte Schleswig-Holsteins Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) im Sozialausschuss.
Nach ihrer Darstellung hat es in der Einrichtung am 13. Februar einen Suizidversuch mit Medikamenten gegeben, der dem Landesjugendamt nicht mitgeteilt wurde. Zudem sei es zu massivem Alkohol- und Drogenmissbrauch gekommen. Ein Widerruf der Betriebserlaubnis sei nötig gewesen, so Ahlheit.
Nagel bestreitet die Vorwürfe. Der Drogenfund sei von einer Jugendlichen inszeniert worden, die die Einrichtung demnächst gegen ihren Wunsch hätte wechseln sollen. Das Vorgehen des Landesjugendamtes nennt Nagel eine „Überreaktion“, die vom langjährigen Versagen in der Affäre um die 2015 geschlossenen Friesenhof-Mädchenheime ablenken solle. Im Friesenhof wurde mit entwürdigenden Maßnahmen wie Strafsport oder Freiheitsentzug gearbeitet.
Heimschließungen sind in Schleswig-Holstein sehr selten. Alheit hatte im Herbst ein Gutachten vorgelegt, aus dem hervorging, dass in der Einrichtung „Mädchen zu Schaden kamen“. Die Behörde habe aber rechtlich gegen das Geschäftsmodell der Betreiberin keine Chance gehabt. Der Ausgang des Falls Wrangelstraße wirft die Frage auf, ob die Friesenhof-Heime nicht doch früher hätten geschlossen werden können. kaj
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