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Qualität Die gegenwärtige Krise des Journalismus ist existenzbedrohend. taz & „Monitor“ halten dagegen
: Journalismus befreien

Ein Wandbild als Versinnbildlichung der Krise der Medienbranche Foto: Stefan Pangritz

von Kai Schlieter

Zeitungen verschwanden, Redaktionen wurden zusammengestrichen, Anzeigenerlöse diffundierten ins Netz. Journalistisches Selbstbewusstsein wich vielerorts einer Servicementalität. In der Fläche Deutschlands bildeten sich ungute Konzentrationen, die Zeitungsvielfalt beendeten.

Es gibt immer mehr Flecken, wo öffentliche Behörden oder Privatwirtschaft nicht mehr mit kritischem Journalismus rechnen müssen. Die Vertrauenskrise des Journalismus speist sich also weniger aus braunen Ressentiments eines tumben Mobs, wie sich das manche Journalisten im orbitalen Selbstgespräch einreden. Der Vertrauensverlust hat ökonomische Gründe und ist auch Ausdruck einer teils ungesunden Nähe mancher KollegInnen zu den Eliten, die sie eigentlich kritisch behandeln müssen.

Doch es existiert noch ein weiterer Qualitätsverzicht. Zugunsten einer Quoten­fixierung beispielsweise. Ökonomische Maßstäbe kolonisieren den Journalismus und konkurrieren mit seinem wichtigsten Prinzip: der Unabhängigkeit. Die Quote hat sich verselbständigt und gilt nun auch bei einigen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten als das Maß aller Dinge. Was als Instrument privater Anbieter für die Preisbildung von Werbung eingeführt wurde, löste bei manchen Hierarchen Kriterien journalistischer Relevanz ab.

Dabei sollten die Gebührenmilliarden den Öffent­lich-Rechtlichen gerade jene Unabhängigkeit gewährleisten. Die unreflektierte Fixierung auf Quoten entwertet die eigentliche Funktion, den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Und drauf zu schlagen.

Und es gibt viele JournalistInnen, die sich diesen kritischen Blick wieder zu eigen machen. Es bilden sich unabhängige Recherchebüros, es entstanden solche Abteilungen in Zeitungen. Auch in der taz. Nun kooperieren wir erstmals auch mit Kollegen des ARD-Magazins „Monitor“.

Am kommenden Donnerstag sendet das Magazin eine Reportage und parallel dazu erscheint die Geschichte in der taz. Solche Kooperationen erhöhen Reichweiten und Wirkung, und das ist gut. Wer behauptet, wir sollten LeserInnen nicht mit komplexen Themen und schwierige Sachverhalten „belästigen“, gefährdet unseren Beruf.

LeserInnen sind nicht doof und haben ein genaues Gespür für die Funktion des Journalismus. Sie wollen solche Themen. Im taz-Ressort Reportage und Recherche widmen wir uns deswegen auch anstrengenden Geschichten. Denn wir haben gelernt, dass Komplexität eine Methode korrupter Geschäftsmodelle wurde. Ausführliche, zeitintensive Recherche gehört daher zu wichtigsten Werkzeugen, um derlei Geschäfte aufzudecken.

Unsere Unabhängigkeit schätzen neben unseren Leserinnen auch unsere InformantInnen. Und ihr Schutz ist für uns von zentraler Bedeutung. Sie kommen zu uns, weil sie daran glauben, dass wir Missstände ungeachtet von Ämtern und Personen veröffentlichen. Das nehmen wir sehr ernst. Denn kritischer Journalismus ist wichtiger denn je.

Kai Schlieter leitet das Ressort Reportage & Recherche der taz.

Der digitale Briefkasten der taz für anonyme Informanten: https://informant.taz.de