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Unerwarteter Erfolg für Sanders

USA Die Ergebnisse der Vorwahlen in Michigan zeigen: Das Rennen zwischen den Demokraten Bernie Sanders und Hillary Clinton ist noch nicht entschieden

Aus Washington Frank Herrmann

Totgesagte leben länger: Manche hatten Bernie Sanders bereits abgeschrieben, doch mit einem Überraschungssieg in Michigan machte er klar, dass – frei nach Mark Twain – Gerüchte über das politische Ableben des Kandidaten stark übertrieben sind. Mit 51 Prozent der Stimmen gewann er am Dienstag die Vorwahlen der Demokraten in dem Automobilstaat an der kanadischen Grenze. Auch wenn das Ergebnis denkbar knapp ausfiel: Sanders’ Sieg ist schon deshalb bemerkenswert, weil Clinton in sämtlichen Umfragen klar vorn gelegen hatte.

Kein Wunder, dass der Außenseiter das Ergebnis feierte wie eine dramatische Wende. „Was diese Nacht bedeutet, ist, dass die politische Revolution, von der wir hier reden, in jedem Teil des Landes stark ist“, sagte der Senator aus Vermont. „Und wir glauben, dass unsere stärksten Regionen noch kommen.“

Zumindest ansatzweise zeigte Sanders in Michigan, dass er auch unter Afroamerikanern zu punkten versteht. In Südstaaten wie Alabama, Georgia oder South Carolina hatten schwarze Wähler, für die er weitestgehend unbekannt ist, Hillary Clinton zu wahren Triumphen verholfen. Zwar hat die Primary in Mississippi – 83 Prozent für Hillary Clinton – dieses Muster einmal mehr bestätigt, doch in Michigan holte Sanders immerhin ein Drittel der afroamerikanischen Stimmen.

Die Frage ist, ob sich dies am nächsten Dienstag fortsetzt in Regionen, die ähnlich wie Michigan für die Malaise des „Rostgürtels“ der Old Economy stehen. Dann sind mit Illinois und Ohio Bundesstaaten an der Reihe, in denen massenhaft Fabriken dichtmachten, weil die Produktion in Billiglohnländer in Lateinamerika und Asien verlegt wurde.

„Unsere stärksten Regionen kommen erst noch“

Bernie Sanders

Sanders verbindet den Niedergang der Industrieproduktion explizit mit Handelsabkommen zulasten amerikanischer Arbeiter. In Michigan hat er davon profitiert, dass er Nafta, die 1994 ins Leben gerufene Freihandelszone mit Kanada und Mexiko, ebenso kategorisch ablehnte, wie er sich heute gegen den geplanten transpazifischen Handelspakt TPP stellt.

Auch in Missouri und North Carolina, wo am 15. März gleichfalls Vorwahlen anstehen, dürf­te seine Botschaft auf Resonanz stoßen. Dann wären da die Pazifikstaaten Kalifornien, Oregon und Washington, die alle noch abstimmen müssen: Auch dort steht es nicht schlecht um Sanders’ Chancen. Gleiches gilt für die Bevölkerungsschwergewichte des Nordostens, etwa New York oder Pennsylvania. In einem Satz: Es wäre töricht, den 74-Jährigen schon jetzt zum Verlierer des Rennens zu erklären.

Nur hat sich bislang, von Ausnahmen abgesehen, auch folgende Regel bestätigt: Gewinnt Clinton, gewinnt sie deutlich, jedenfalls im Süden. Liegt Sanders vorn, dann oft nur knapp. Um im Juni als Erster durchs Ziel gehen, müsste er klare Siege landen. Im Unterschied zu den Republikanern vergeben die Demokraten ihre Delegiertenstimmen ausnahmslos nach Proporz. Bis dato hat Clinton 759 der 2.383 für die Nominierung benötigten Delegiertenmandate eingesammelt, während Sanders auf 546 kommt.

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