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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Vielleicht wird der Fluch von uns genommen und unsere Ernte verdoppelt sich“, sagt einmal eine in einer abgelegenen Region der Philippinen lebende Frau, die erfahren hat, dass die junge Elsa während einer Sonnenfinsternis angeblich eine Marienerscheinung hatte. Damit definiert sie auch gleich die Eckpfeiler der auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichte, die Regisseur Ishmael Bernal und Autor Ricardo Lee in ihrem Filmklassiker „Himala“ (1982) erzählen: Aberglaube, gepaart mit tiefem Katholizismus und einer durchaus handfesten kommerziellen Erwartungshaltung. Denn das vermeintliche Wunder und Elsas daraus resultierende Kräfte als Heilerin verwandeln das Dorf in einen zeitweilig munter florierenden Zirkus mit devoten Jüngern und Souvenirverkauf. Berühmt ist die finale Rede Elsas vor Tausenden von Heilung suchenden Gläubigen, denen sie nach einer dramatischen Pause gesteht, dass es keine Wunder gibt und sich alles nur in unserem Kopf abspielt – und für ihren Appell an die Vernunft erschossen wird. Gezeigt wird „Himala“ im Beiprogramm zur Retrospektive mit Filmen von Kidlat Tahimik (12. 3., 21 Uhr, Arsenal 1).

Die bedeutendste morbide Familiensaga des deutschsprachigen Raums verfilmte Fritz Lang im Jahr 1924: In „Die Nibelungen“ rächt sich Kriemhild für die Ermordung ihres Gatten Siegfried fürchterlich an ihrer burgundischen Verwandtschaft und lässt alle niedermetzeln. In seinem aufwendigen Zweiteiler legte Lang besonderen Wert auf Architektur und stilisierte Dekors: Eine strenge Symmetrie beherrscht den ersten Teil des Dramas, das sich überwiegend in den lichten Hallen der burgundischen Burg zuträgt; mit der Ankunft Kriemhilds am Hof des Hunnenkönigs Etzel bestimmen erheblich erdhafter anmutende Bauten das Bild. Im Babylon-Mitte sind beide Teile mit Orgelbegleitung durch Anna Vavilkina zu sehen (10. 3. Teil 1, 11. 3. Teil 2, jeweils 19. 30 Uhr, Babylon-Mitte).

Paris war die Stadt der frühen Nouvelle Vague, Jacques Rivettes erster Spielfilm sagt es deutlich: „Paris nous appartient“ (1961). Wem die Stadt allerdings wirklich gehört, das müssen sich die Protagonisten hier immer wieder fragen. Denn der Film erzählt wie so viele Werke Rivettes von einer möglichen mysteriösen Verschwörung, die auch junge Intellektuelle zu bedrohen scheint, die gerade ein Shakespeare-Stück proben. Theater, Improvisationen und Paris als großer Abenteuerspielplatz, das waren die Ingredienzen, aus denen Rivette ein Kino erschuf, in dem jederzeit alles möglich ist (10. 3., 20 Uhr & 16. 3., 19. 30 Uhr, Arsenal 2).

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