: So eine schöne Niederlage
Abgehängt Beim VfL Wolfsburg ist man mit dem 0:2 gegen die Bayern gar nicht so unglücklich. Doch der Verein läuft insgesamt seinen Ambitionen hinterher, auch weil Kevin de Bruyne nicht ersetzbar ist
Gegen den FC Bayern München muss man einfach seine Chancen optimal nutzen. Das sagte sinngemäß der Wolfsburger Manager Klaus Allofs ebenso wie der Trainer Dieter Hecking. Und so brummten auch die Anhänger beim Verlassen der VW-Arena. Tenor: Aber, naja.
0:2 gegen Guardiolas Überteam – so ein Ergebnis gilt ja heutzutage als fast schon ideal für alle Bundesligisten. Nur dass der VfL Wolfsburg als amtierender Vizemeister, Pokal- und Supercupsieger mit dem Ziel in diese Saison gegangen ist, den qualitativen und tabellarischen Fortschritt zu bestätigen. Da ist der derzeitige achte Platz mit hoffnungslosen 31 Punkten Rückstand auf die Bayern schon hart.
Dabei war die Performance des VfL am vergangenen Samstag respektabel. Nach anfänglichen Problemen agierte man lange kompakt, ausbalanciert, mit Offensivelementen: richtig stark. Sicher gingen Kingsley Comans 0:1 nach über einer Stunde etliche nicht gewonnene Zweikämpfe voraus. Aber Teil des Fußballs ist eben auch, dass der Ball manchmal nicht kalkulierbar fällt – hier vor die Füße des Franzosen. Lewandowski killte wenig später dann mit seinem 2:0 das Spiel.
Auffällig war aber, dass Bayern-Trainer Josep Guardiola mit den Einwechslungen von Thiago und Franck Ribéry ein neues Spiel eröffnete. Hecking dagegen brachte André Schürrle, und damit das Problem auf seinen sichtbarsten Punkt. Zum einen ist der Kader des VfL nicht so tief, wie man dachte. Zuletzt gingen immer mehr Möglichkeiten verloren. Im Spiel gegen die Bayern hat sich nun auch noch Innenverteidiger Naldo eine Schultereckgelenksprengung zugezogen und wird wohl bis Saisonende ausfallen – ein Verlust, der nicht zu kompensieren ist.
Schürrle steht, zweitens, auch für die bisher nicht gelungene Transformation des VfL-Fußballs nach dem Verkauf von Kevin De Bruyne, in der Vorsaison bester Offensivspieler der Liga. Schürrle wird daran gemessen, dass er die Vorlage zu Deutschlands Siegtreffer im WM-Finale 2014 gab. Er ist aber kein De Bruyne-Ersatz, sondern nur ein engagierter Ergänzungsspieler. Etwas besser sieht es bei Julian Draxler aus. Er sei „ungefähr das Beste, was es im deutschen Fußball gibt“, sagt Manager Allofs. Manchmal sieht das tatsächlich so aus. Etwa, als er die Wölfe mit zwei Toren in Gent dem Champions League-Viertelfinale nahe gebracht hat. Oft aber auch nicht.
Auch im Trio sind Schürrle, Draxler und der aus Mönchengladbach gekommene Max Kruse bisher keine Antwort auf die veränderte Lage – keine Tempodribblings von De Bruyne und dem ebenfalls abgewanderten Ivan Perišićmehr, dafür tief verteidigende Gegner. Es ist nicht zu sagen, ob Hecking noch nicht die neue strategische Antwort gefunden hat, oder ob die Strategie nicht effektiv ist, weil die Offensiv-Stars sie nicht umsetzen. Jedenfalls erzielt der VfL fast keine Umschalttore mehr.
Noch hat Manager Allofs mit einer professionellen Kommunikation die gefühlte Lage im Griff. Das liegt auch daran, dass man immer sagen konnte, man sei mit drei Siegen in Folge schnell wieder dran am Saisonziel der erneuten Champions- League-Qualifikation. Am morgigen Dienstag muss man nach Hannover zum Niedersachsen-Derby. Wenn man beim halb wiederbelebten Tabellenletzten auch verliert, dann wird es schwieriger, das Glas als halbvoll zu sehen. Peter Unfried
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