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„Besonderen Respekt für die Tiere“

BETRIEBSHELFER „Demeter im Norden“ bietet die Möglichkeit, ein Jahr lang auf verschiedenen Höfen Erfahrungen in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft zu sammeln

Philipp Weiß

25, ist in Schwerin auf einem Demeter-Hof aufgewachsen. Nach dem Abitur an einer Waldorfschule hat er eine landwirtschaftliche Ausbildung beendet. Im Moment ist er für ein Jahr Betriebshelfer beim Demeter-Verband „Bäuerliche Gesellschaft“.

taz: Herr Weiß, Sie sind Betriebshelfer auf biologisch-dynamischen Höfen. Welche Voraussetzungen muss man dafür mitbringen?

Philipp Weiß: Die Grundvoraussetzung ist eine landwirtschaftliche Ausbildung.

Wie lange dauert der Einsatz?

Ich habe am 1. August angefangen und werde am 15. Juli damit fertig, knapp ein Jahr.

Sind Sie zufrieden mit dem Lohn?

Der Lohn ist gut, da ich keine zusätzlichen Kosten habe. Deswegen bleibt mir das Geld immer übrig. Ich bin damit ziemlich zufrieden, auch im Vergleich mit der Ausbildungszeit.

Haben Sie bisher nur auf einem Hof oder auf mehreren Höfen gearbeitet?

Ich habe auf verschiedenen Höfen gearbeitet und verschiedene Vertretungen gemacht. Es gibt die Urlaubsvertretungen, die immer sehr frühzeitig geplant sind, und dann einige besondere Fälle, zum Beispiel, wenn ein Bauer sich verletzt. Das kann man selbstverständlich nicht voraussehen. Auch die Dauer ist unterschiedlich. Urlaubsvertretungen dauern im Durchschnitt ein paar Wochen, die anderen dauern normalerweise länger. Man muss wirklich flexibel sein, da es immer ganz spontan ist.

Kann man den anthroposophischen Gedanken als Hintergrund bei den Betrieben erkennen?

Die Anthroposophie spielt immer eine Rolle. Zum Beispiel habe ich die Homöopathie in allen Betrieben angetroffen. Besonders bei der Behandlung der Milchkühe wird zuerst immer versucht, homöopathisch ranzugehen. Bei einem Hof habe ich auch die Sozialtherapie mitbekommen. Generell bemerkt man in jedem Demeter-Hof, schon wenn man in den Kuhstall reinkommt, einen besonderen Respekt für die Tiere. Zum Beispiel werden die Hörner innerhalb der biodynamischen Landwirtschaft für einen wesentlichen Teil der Kuh gehalten. Das ist leider nicht allgemein verbreitet.

Wie ist das Leben in den Betrieben?

Es kommt immer darauf an, ob es ein Familienbetrieb oder eine größere Hofgemeinschaft ist. Die Familienbetriebe sind meistens sehr dankbar, weil eine Arbeitskraft da wirklich gebraucht wird. Bei den Hofgemeinschaften gibt es normalerweise viele Mitarbeiter und Praktikanten, vor allem von der Waldorfschule. Das ist auch schön, da man viele junge Leute treffen kann. Ehrlich gesagt, habe ich bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht. Ich habe immer mein eigenes Zimmer gehabt und mit den anderen nur die Gemeinschaftsräume geteilt. Man isst zusammen und kriegt immer leckeres Essen, das man im Supermarkt nicht kaufen könnte. Man kann seine Privatsphäre wahren, aber auch spontan etwas mit den anderen unternehmen, etwa einen Spielabend.

Wie würden Sie Ihre Erfahrungen bisher beurteilen?

Spannend, da jeder Hof anders ist. Jeder Bauer geht mit seinen Kühen anders um, deswegen lernt man sehr viel und langweilt sich nicht.

INTERVIEW: Anna Dotti

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