: Riss unter Freunden
Gräben Wie der Konflikt um die Ukraine Familien und Freundeskreise spaltet
Am 22. Februar 2014 wurde der ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch nach wochenlangen Massenprotesten auf dem Maidan in der Hauptstadt Kiew aus seinem Amt vertrieben. Die Entwicklung, die dadurch in der ehemaligen Sowjetrepublik in Gang gesetzt wurde, überstieg selbst die kühnsten Erwartungen ausgewiesener Experten. Drei Wochen später annektierte Russland nach einem sogenannten Volksentscheid die Halbinsel Krim. Der Slogan „Die Krim ist unser“ wurde zum Schlachtruf bei zahlreichen Demonstrationen in Russland. Kurz darauf begann der Krieg im ostukrainischen Donbass – die Beteiligung russischer Soldaten bestreitet Moskau bis heute –, der mehrere tausend Menschenleben gekostet hat. Trotz des Minsker Friedensabkommens vom Februar vergangenen Jahres dauern die Kämpfe an und fordern fast täglich weitere Opfer.
Die Ukrainekrise war und ist noch Gegenstand erbitterter Diskussionen, auch in Deutschland. Dabei geht es bei Weitem nicht nur um Geopolitik und die Lenin’sche Frage: Wer ist schuld? Nein, es geht auch noch um eine Dimension, die bisher weniger Beachtung gefunden hat.
Denn diese jüngsten Ereignisse mitten in Europa haben nicht nur neue administrative Grenzen gezogen, sondern auch tiefe Gräben zwischen sich ehemals nahestehenden Menschen entstehen lassen. Jahrelange enge Freundschaften, Ehen und Familien sind zerbrochen. Aus Vertrauten und Geliebten wurden Fremde und Feinde.
Politik wird häufig aus persönlichen Gesprächen ausgeklammert, um die Frontstellung nicht zum Thema werden zu lassen: Dabei stehen die „Banderowzy“, was ein Synonym für die sogenannten faschistischen Machthaber in der Ukraine ist, den Unterstützern von Russlands Präsident Wladimir Putin gegenüber.
Auf dem taz.lab diskutieren wir am runden Tisch die Verwerfungen, die sich in diesen Fragen in privaten Kreisen ergeben haben – Betroffene erzählen von ihren persönlichen Erlebnissen. Eine junge Ukrainerin von der Krim, die nach Kiew gegangen ist, hat nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihre Familie verloren. Eine Russin, die seit 2000 in Deutschland lebt, aber Russland regelmäßig besucht, berichtet über Wahrnehmungen und Diskussionen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis.
Die Veranstaltung findet am diesjährig neu eingerichteten Küchentisch des taz.lab statt – ein Ort für geselliges Zusammenkommen und scharfe Argumente. Das Publikum ist eingeladen, am Tisch Platz zu nehmen und mitzudebattieren. OER
Darüber streiten auf dem taz.lab Anastasia Magasowa, Irina Serdyuk und Barbara Oertel
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