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Boulevard der BestenEdith Kresta

Sie sagt ihn oft, diesen Satz. Freundlich, aber bestimmt: „Nein, bitte kein Reisebericht!“ Edith Kresta, die seit 1990 die Reiseseiten in der taz verantwortet, gibt keine Reiseempfehlungen. Sie macht auch keine Urlaubsländerverrisse. Sie erzählt Geschichten, die etwas über Länder erzählen, in die Menschen verreisen. Sie beschäftigt sich mit der Reiseindustrie und betreibt in der taz.am wochenende so etwas wie eine erzählende Länderkunde. Selber schuld, wer das nicht liest.

Wenn sie Anfang März wie jedes Jahr die ITB, die große Reisemesse in Berlin, besucht, kann ihr keiner etwas vormachen. Sie kennt die Branche. Sie kennt die schwarzen Schafe unter den Kollegen, die sich für ein paar Jubelworte umsonst in aller Herren Länder bringen lassen, und weiß, was es da bedeutet, verantwortungsvollen Reisejournalismus zu betreiben.

Lange war die studierte Politologin, Jahrgang 1954, als Redakteurin in der taz für Interkulturelles verantwortlich. Auch hier ging es ihr nie allein ums Beschreiben, auch hier ging es ihr vor allem ums Hinterfragen. Besonders gut kennt sie sich in Tunesien aus – ganze Reiseführer hat sie über das Land geschrieben. Sie kennt die muslimisch geprägte Gesellschaft, hat sich abgearbeitet an der Machokultur im Land und immer die besonders intensiv begleitet, die sich in dieser Gesellschaft emanzipieren wollen. Bis heute mischt sie sich mit Nachdruck in interkulturelle Debatten ein und vergisst dabei nie, ihren feministischen Blick auf die Vorgänge zu werfen. Der taz hat das immer gutgetan, vor Kurzem erst bei der Berichterstattung über die Silvesternacht von Köln.

Die gremiengestählte Ur-tazlerin fragt nach, wo andere nur beschreiben

Und dann ist die Ur-tazlerin noch Chefin eines Konstrukts, das sich Kleinressorts nennt. Neben Reise gehören die Bereiche Sport, Wissenschaft und Wahrheit sowie der taz.plan, das Programmmagazin für Berlin, zu diesem taz-spezifischen Gebilde. Edith Kresta kümmert sich um den Zusammenhalt, kämpft in den Gremien für ihre Leute. Ansonsten kümmern sich alle um ihr eigenes Gebiet, und nach Hierarchien fragt sowieso keiner. In den Kleinressorts ist es noch ein bisschen so, wie es in der taz zu ihren Anfangszeiten war. Edith Kresta sorgt dafür, dass dies so gut bleibt, wie es ist. Andreas Rüttenauer

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