portrait: Wegen Bibel gegen Homos
Ach, Manny, da bist du schon mit einem Vornamen geschlagen, den sonst nur Fernfahrer oder Oberstudienräte (Jahrgang 1949) tragen – und dann redet der philippinische Boxer, der mit Nachnamen Pacquiao heißt, auch noch so einen Stuss: „Wenn Männer mit Männern und Frauen mit Frauen zusammen sind, dann sind Menschen schlimmer als Tiere“, hat er dem philippinischen Fernsehen gesagt.
Die Reaktionen kamen fix: Sponsor Nike trennte sich von Manny Pacquiao. Der US-Sportartikelhersteller teilte mit, dass man die Äußerungen „abscheulich“ finde und keine Beziehung mehr zu ihm habe. Da half es auch nichts, dass Pacquiao sich schnell via Facebook und Twitter entschuldigt hatte: Das mit den Tieren täte ihm leid, hatte er gesagt, aber gleich nachgeschoben, dass er weiterhin ein Gegner der Homo-Ehe bleibe, da dies die Bibel verbiete.
Vielleicht muss er so was sagen. Emmanuel „Manny“ Dapidran Pacquiao will in seiner erzkatholischen Heimat in den Senat gewählt werden. Der 37-Jährige ist in den Philippinen ein Volksheld, um den sich allerlei Geschichten ranken: Über die arme, alleinerziehende Mutter, über den in Jugendjahren sündigenden Sohn Manny, der zum Boxen fand und nach ganz oben aufstieg. Er wurde Weltmeister in sieben Gewichtsklassen. Er verdiente aberwitzige Gagen. Und blieb doch Manny, der Menschenfreund. Einer, der nach seinen Kämpfen zurückfliegt nach Manila, um dort in derselben Kirche zu beten, in die auch die Armen gehen. Eine so schöne Geschichte, das sie dringend in einem Film festgehalten werden müsste – wenn das nicht schon längst geschehen wäre. Titel: „Manny“.
Dieses Bild manifestierte sich vor seinem letzten großen Kampf im Mai in Las Vegas gegen Floyd Mayweather junior. Dort Floyd, der Dekadente, dessen Modelabel „The Money Team“ heißt und der sich für den Kampf gegen Pacquaio einen Mundschutz für 25.000 Dollar anfertigen ließ, darin eingearbeitet: 100-Dollar-Noten, Gold und Diamanten. Hier Manny, der Schutzheilige.
Dieses Bild bekommt nun Risse. Manny ist nicht so heilig. Er ist nur ein Politiker auf Stimmenfang. Schade, die alte Geschichte war schöner. Jürn Kruse
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