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Große Worte

ARTE Peter Boudgoust, neuer Sender-Präsident, stellt Programm vor

Geht es auch eine Nummer kleiner? Peter Boudgoust, der neue Präsident von Arte, hat die Frage möglicherweise nie gehört. Eine Äußerung auf der Jahrespressekonferenz des deutsch-französischen Senders in Hamburg, bei der der SWR-Intendant am Freitag erstmals in seiner neuen Nebenfunktion auftrat, lässt darauf schließen. Arte sei „eine wichtige zivilisatorische Säule in einem Europa, das sich nicht nur durch ökonomische Interessen definieren darf“, sagte Boudgoust. Die „Säule“ Arte kam 2015 in Deutschland auf einen Marktanteil von einem Prozent.

Dass Boudgoust mit reichlich Pathos die eigene Rolle überhöht, ist in einer Hinsicht vollziehbar. „Das Erstarken europaskeptischer und extremistischer Parteien“ mache „uns als Sender mit europäischem Auftrag nachdenklich“, sagte er. Zumal dieses „Erstarken“ auch Folgen für die Arbeit von Journalisten hat. Ende Januar setzte Arte die Kooperation mit dem polnischen Sender TVP aus, weil die rechtspopulistische Regierungspartei PiS ihn mit Hilfe eines neuen Mediengesetzes an die Kandare genommen hat.

„Pluralismus und redaktionelle Unabhängigkeit“ seien „Grundpfeiler der freien Presse“, sagte Boudgoust zur Begründung. Auch an einer anderen Front macht dem Arte-Präsidenten der Rechtsruck zu schaffen: Beim SWR muss er den Umgang mit der AfD managen, die von den „Grundpfeilern der freien Presse“ eine ähnlich hohe Meinung hat wie die polnische Regierung.

Die große Arte-Doku zu diesem Thema heißt „Rechts, zwo, drei – Driftet Europa ab?“, sie ist für April geplant. Hierfür sind, wie bei dem Projekt „Flucht nach Europa“, dessen zweiter Teil am vergangenen Dienstag zu sehen war, gleich drei Filmteams unterwegs. Die Produktion der ersten Serie zur Flüchtlingsthematik dauert naturgemäß länger: Arte-Vizepräsidentin Anne Durupty kündigte in Hamburg an, dass ein deutsch-französisches Drehbuchautorenteam gerade daran arbeite. Edward Berger („Deutschland 83“) wird Regie führen. René Martens

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