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„So fängt der Krieg an“

MitfühlenKünstler Hazem Alhamwi verarbeitet das Leben in und die Flucht aus Syrien in einer Doku

Foto: privat

taz: Herr Alhamwi, in Ihrem Film spielt ein Zimmer in Syrien eine große Rolle und gibt ihm auch seinen Namen. Warum ist Ihnen dieser Raum so wichtig?

Hazem Alhamwi: Es geht nicht speziell um dieses Zimmer, es ist nur ein Beispiel für ganz Syrien. Dieser Raum steht für meine Hoffnungen und meine Ängste, und natürlich für die Kunst, die in ihm entsteht.

Sie dokumentieren, wie Sie eingeschlossen in Ihrem Zimmer malen und so Ihre Angst vor dem Krieg verarbeiten. Gibt es diesen Raum noch?

Ja, aber jetzt ist er in Berlin. Vielleicht ist der neue Raum sogar noch wichtiger als der alte. Ich bin hier in einem großen Studio und ich arbeite sehr viel. Ich benutze meine Kunst, um mit dem Krieg in Syrien, aber auch mit dem Druck in Deutschland umzugehen. Ich finde, es ist die Aufgabe eines Künstlers, anderen zu sagen, dass sie auf dem richtigen Weg bleiben sollen.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie über ihre Vergangenheit in Syrien sprechen?

Ich finde, es ist sehr wichtig, darüber zu reden. So kann ich Menschen zeigen, wie Krieg und Gewalt anfangen. Ich war ein Zeuge dessen, ich war nie selbst in die Gewalt involviert. Ich habe nur zugeguckt und gemalt.

Wie reagieren Leute, wenn Sie von ihrem Leben und von Ihrer Flucht erzählen?

Die meisten sind sehr nett und mitfühlend. Außerdem ist das ganze Feedback zu meiner Arbeit großartig. Es fühlt sich gut an, meine Gedanken frei mit Leuten zu teilen. Das ist ja etwas, das ich vor der Revolution nie konnte.

Warum haben Sie sich eigentlich dazu entschieden, ihre Geschichte künstlerisch und in einem Film zu verarbeiten?

Hazem Alhamwi

36, der syrische Filmemacher und Künstlerist vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat geflohen und lebt heute in Berlin.

Für mich ist das ein Weg, meine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Es tut mir einfach gut und ich kann und will nicht aufhören zu malen. Die Arbeit an dem Film hat mir auch sehr viel Spaß gemacht, aber ich könnte nicht nur Filme machen.

Wieso nicht?

Da muss man so viel mit anderen Leuten arbeiten. Mir gefällt es zwar sehr, meine Werke zu teilen, aber der Entstehungsprozess ist für mich doch etwas sehr Privates. Ich möchte beim Malen zum Beispiel alleine mit meinen Gedanken sein, denn nur dann kann ich mich voll entfalten. Genau dieses Alleinsein brauche ich auch, um einen klaren Kopf zu kriegen.

Interview: Johannes Jakobeit

Dokumentation „Aus meinem syrischen Zimmer“ in Anwesenheit des Filmemachers: 19 Uhr, Metropolis Kino, Kleine Theaterstrasse 10, Eintritt: 7,50 Euro