Das Ding, das kommt
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Umstritten: Altäre von Erich Klahn Foto: Christuskirche Bad Eilsen

Völkische Motive

Im „Dritten Reich“ war Erich Klahn beliebt. 1921 trat er in die NSDAP ein, soll einen Teppich für Gestapo-Chef Hermann Göring geliefert haben. Ein Klahn-Teppich hing auch 1943 im „Gästehaus der Reichsführung des NS-Frauenschaft“, darauf christliche und völkisch-germanische Motive. Auch engagierte sich der 1978 verstorbene Lübecker Künstler in jenem Flügel der „Niederdeutschen Bewegung“, der ab 1933 die Ideologie der Nazis teilte. Die parlamentarische Demokratie verachtete Klahn sowieso.

Allerdings hat er seine Parteimitgliedschaft nach 1945 geleugnet. Das hat lange funktioniert, und auch für Klahns Nachlass war gesorgt: Als die Witwe Barbara Bosse-Klahn Äbtissin des Klosters Mariensee wurde, brachte sie ihn als Schenkung mit.

Seither präsentiert und pflegt das dortige Museum die Werke, finanziert von einer Stiftung, die wiederum von der Klosterkammer Hannover verwaltet wird. Die aber hat – gestützt auf mehrere Gutachten – den Stiftungsvertrag im Jahr 2014 gekündigt, denn sie will das Werk des NS-nahen Künstlers nicht mehr mit öffentlichem Geld finanzieren. agegen haben Klahns Erben geklagt, das Verfahren läuft.

So weit der juristische Teil dieser Geschichte. Aber Klahn hat nicht nur Teppichmotive und Gemälde, sondern auch Altäre geschaffen, einige stehen noch in den Klöstern Amelungsborn und Mariensee sowie in Kirchen in Celle und Bad Eilsen. Aber jetzt, da Klahns Haltung öffentlich diskutiert wird: Was soll man tun mit diesen Arbeiten? Stillschweigend wegräumen, schamhaft verhüllen, offensiv kommentieren?

Hannovers Landeskirche, die mit der Klosterkammer organisatorisch nichts zu tun hat, will sich der Verantwortung stellen: Sie orderte ein weiteres Gutachten, das sie nächste Woche vorstellt. Zentrales Thema wird der Umgang mit den belasteten Werken sein – ein Problem, mit dem Hannover nicht allein steht: Auch in Hamburg diskutiert man derzeit über den Umgang der Kirche mit den Porträts einschlägig belasteter Pastoren.

Was den Fall Klahn besonders macht: Er war kein Wegbereiter des Nationalsozialismus, sondern Mitläufer und Profiteur. Und wenn man über Klahn spricht, wird man auch über die vielen anderen reden müssen, die gleichfalls in der zweiten Reihe standen. Das wird manchen Mythos zerstören – und kommt den Nachfahren vermutlich ungelegen. PS