: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Ein sogenannter Omnibusfilm, „Kathedralen der Kultur“, reiht sechs 25-minütige filmische Porträts von Bauwerken aneinander, die jeweils auf ihre Weise der menschlichen Kultur dienen. So drehte etwa Wim Wenders in Scharouns Berliner Philharmonie und Michael Glawogger kurvt mit der Kamera im Labyrinth der Sankt Petersburger Nationalbibliothek herum. Weiter gefasst haben ihren Auftrag Robert Redford mit einem ästhetischen Porträt des Salk Institute, einer von Louis Kahn errichteten Forschungseinrichtung im kalifornischen La Jolla, sowie der Däne Michael Madsen mit einem Film über das Halden-Gefängnis in Norwegen. Es gelingt eine schöne alltagsphilosophische Betrachtung über das Innen und Außen am Beispiel eines modernen Gefängnisses, das als Gebäude versucht, mit möglichst wenigen Barrieren genau diesen Gegensatz aufzuheben – und dabei die Straftäter doch stets sicher verwahrt (4. 2., 17 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
Viele von Alfred Hitchcocks Stummfilmen variieren das Motiv des leichtfertigen Mädchens und zeigen das im Kern katholische Moralverständnis des Regisseurs, der sexuelle und kriminelle Schuld gern miteinander vermischte: Die hübsche Anny Ondra verkörpert sowohl in „Blackmail“ als auch in „The Manxman“ mit tänzerischer Leichtigkeit impulsive junge Frauen, deren Koketterie schlimme Folgen hat. Im Falle von „Blackmail“ einen Mord, doch auch die Situation in dem Dreiecksmelodram „The Manxman“ ist unersprießlich: Kate heiratet zwar den Fischer Pete, doch ihr Baby stammt von einem anderen. Deutlich leichtgewichtiger wird die Dreiecksgeschichte in „The Ring“ abgehandelt, in dem sich ein Mädchen zwischen einem Rummelplatzboxer und einem Boxchampion entscheiden muss. Schön ist die Inszenierung einer ersten Begegnung auf dem Jahrmarkt, wenn das Mädchen in einer Überblendung durch die Blicke des Champions aus der Menge der Menschen förmlich herausgesaugt wird (The Ring, 7. 2., The Manxmann 10. 2., Blackmail, 11. 2., mit engl. ZT, jeweils 20 Uhr, Arsenal 1).
Ein Kinderfilm, in dem Kinder gequält werden: In Tim Burtons Roald-Dahl-Adaption „Charlie und die Schokoladenfabrik“ (2005) begeben sich verzogene Gören auf einen Trip durch die Süßwarenlandschaften des Schokofabrikanten Willy Wonka und tappen dabei in dessen Fallen. Allein dem netten Charlie gelingt es, sich mit Wonka anzufreunden, der die eigenen Kindheitstraumata nie überwunden hat. Makaber, lustig und auf sehr eigene Weise pädagogisch wertvoll (6. 2.–7. 2., 15 Uhr, Regenbogenkino).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen