Start der Podcasts „Viertausendhertz“: In Serie hören

Am Montag startete „Viertausendhertz“, das erste deutschsprachige Podcastlabel nach US-amerikanischem Vorbild.

Zwei Männer und eine Frau stehen um ein Mikrofon herum – Schwarzweiß-Aufnahme

1947 war das noch aufwendiger mit der Radioproduktion. Heute reichen Mikro, Aufnahmegerät und schalldichte Wände Foto: ap

Wie das mit dem Marketing funktioniert, haben die vier GründerInnen von Viertausendhertz schon mal verstanden. Ihr Label, das an diesem Montag offiziell gestartet ist, „wird endlich den Qualitätspodcast nach Deutschland holen“, heißt es in der Ankündigung.

Große Worte sind das, maßlos übertrieben sind sie aber nicht. Denn Podcasts stecken in Deutschland noch immer in einer Nische. Im Vergleich zu den USA, wo der Kriminalitätspodcast „Serial“ vor gut einem Jahr einen regelrechten Hype ausgelöst hat, hören hier nur wenig Leute die abonnierbaren Audiostücke. Viertausendhertz soll das ändern.

„Wir verstehen uns als eine Art Verlag, der unsere eigenen Produktionen bündelt, aber auch mit externen Autoren zusammenarbeitet“, sagt Nikolas Semak, einer der Gründer. Seit drei Jahren teil er sich mit den beiden Radiokollegen Christian Grasse und Hendrik Efert ein Büro in Berlin-Kreuzberg. Bisher haben alle drei für verschiedene öffentlich-rechtliche Sender gearbeitet und nebenbei privat Podcasts produziert. Die Idee, ihre Sendungen unter ein gemeinsames Netzwerk zu stellen und davon leben zu können, hatte sie schon vor einiger Zeit. Für Viertausendhertz haben sie sich nun noch eine Kollegin für das Marketing dazugeholt.

An den Start geht ihre Webseite heute mit sechs Podcasts. Darunter sind der preisgekrönte „Systemfehler“ über technische Tücken und die Porträtserie „Kiezrekorder“, von denen es bereits eine oder mehrere Folgen gab. Darunter sind aber auch ganz neue Formate, wie eine Interviewsendung mit Promis und eine Serie, in der ein Autor versucht, luzides Träumen zu lernen. Alle zwei bis sechs Wochen sollen in jeder Reihe neue Episoden erscheinen, die zum Teil aufeinander aufbauen. Das entspricht dem Prinzip der Fernsehserie: horizontales, serielles Erzählen.

Über 1,5 Millionen Hörer täglich

„Serial“ hat diese Art des Storytellings für journalistische Stoffe beliebt gemacht. In der 12-teiligen Serie ließ die Reporterin Sarah Koenig die Hörer an den Recherchen zu einem 15 Jahre alten Mord an einer Highschool teilhaben. Mit über 1,5 Millionen Hörern pro Folge wurde „Serial“ zum erfolgreichsten Podcast aller Zeiten. Gerade läuft die zweite Staffel. „Hinter Serial steckt wahnsinnig viel Recherche, so etwas werden wir erst einmal nicht leisten können“, sagt Semak. Er orientiere sich eher an Sendungen wie „This American Live“ oder „Radiolab“, die meist eine Mischung aus Moderation, Reportage und Feature sind.

In der deutschen Podcastlandschaft gibt es dafür bislang kaum Vorbilder. Das liegt zum einen daran, dass die öffentlich-rechtlichen Sender, die ihre Radiosendungen als Podcast zweitverwerten, so stark sind, dass es private Podcaster daneben schwer haben, eine große Hörerschaft aufzubauen. Das führt zum anderen dazu, dass es in Deutschland bislang kaum Geschäftsmodelle gibt, die es Podcastern ermöglichen, von ihren Produktionen zu leben.

Private Podcaster haben es in Deutschland bislang schwer

„Viertausendhertz“ wird von dem Hörbuchportal Audible gesponsert. In den USA werben Unternehmen schon lange in Podcasts – nicht mit klassischen Spots, sondern mit dem Moderator, der den Werbeslogan selbst spricht. „Für deutsche Unternehmen ist das alles neu“, sagt Semak, der seit etwa fünf Jahren podcasted. „Viele kennen diese Art der Werbeform noch nicht.“ Immerhin, so Semak, merke er in der letzten Zeit, dass er den Begriff „Podcast“ nicht mehr erklären müsse. Generell sei ihre Idee bei vielen Unternehmen auf Interesse gestoßen.

Ein Jahr lang wollen Semak und seine Kollegen das Label nun betreiben. Wenn sie nach dem Jahr genug Sponsoringpartner haben, um hauptberuflich davon leben zu können, soll es mit „Viertausendhertz“ weitergehen. Für den deutschen „Qualitätspodcast“ wäre das ein Gewinn.

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