: Der Beharrliche
Vor 20 Jahren hat Robert Denef das erste Mal über den Missbrauch gesprochen. Und seitdem hat er nicht wieder damit aufgehört. Der heute 63-Jährige wurde in seiner sächsischen Heimatstadt Delitz als Messdiener in der katholischen Kirche jahrelang missbraucht – und als er endlich darüber reden konnte, waren die Straftaten verjährt.
Denef setzt sich dafür ein, dass diese Verjährungsfristen abgeschafft werden. Er demonstrierte vor dem Vatikan gegen zu lasche Behandlung katholischer Geistlicher, die sich an Kindern vergingen, gründete ein Netzwerk für Betroffene von sexualisierter Gewalt (Netzwerk B), trat 46 Tage lang in den Hungerstreik, sammelte 63.800 Unterschriften für seine Sache und ab sofort wird er jeden Freitag fasten. Hungerstreik-Demo nennt er die Tage ohne Essen. „2013 jährt sich mein Schweigenbrechen zum 20. Mal, es ist Wahljahr und außerdem ist die 13 meine Glückszahl“, sagt Denef. „Vielleicht bringt mir die 13 ja auch weiter ein bisschen Glück und die Opfer von Sexualstraftaten werden endlich anerkannt.“
Vor gut drei Jahren ist er mit seiner Frau Veronika ans Meer gezogen, ins schleswig-holsteinische Scharbeutz. Fast jeden Morgen geht er erst ins Fitnessstudio, schwimmt dann eine Stunde und legt zwei, drei Saunagänge ein, zwischen denen er in die Ostsee springt. Egal bei welchem Wetter. „Ohne mein Sportprogramm und ohne die Ostsee hätte ich nicht die Kraft, immer weiterzumachen“, sagt Denef.
Das Schwierigste sei für ihn die Ausgrenzung durch die Gesellschaft, selbst seine Familie meidet ihn, seit er sich offenbarte. „Es wäre gelogen, wenn ich sage würde, ach, das drück’ ich schon weg“, sagt er. In seiner neuen Heimat Scharbeutz schaue man lieber weg, weil die Berührungsängste beim Thema sexualisierte Gewalt enorm seien. „Man erwartet, dass ich endlich Ruhe gebe“, sagt Denef. Aber seit er aufgehört habe, den Missbrauch zu verdrängen, bekomme er das Geschehene sowieso nicht mehr aus dem Kopf – also mache er beharrlich weiter. ILK