Steuer rauf, Pegel runter?

Alkoholkonsum Die Kaufmännische Krankenkasse fordert eine höhere Steuer für alkoholische Getränke. Zur Prävention greife das zu kurz, sagen Experten

Krankenkasse will mehr Steuern für`s Bier   Foto: dpa

„Für viele Menschen gehören Bier, Wein und ab und zu ein Glas Whiskey einfach zum Leben dazu“, sagt der Sprecher der Kaufmännischen Krankenkasse KKH. Er fordert eine deutliche Anhebung der Alkoholsteuer in Deutschland. Häufig bleibe es nicht bei einem Glas und die Gefahren übermäßigen Alkoholkonsums – Verkehrsunfälle, Gewalt oder soziale Isolation – würden oft unterschätzt.

Als Teil dieser Aktion müsse zudem für Alkohol ein striktes Werbeverbot gelten, verlangte die in Hannover ansässige Kasse am Montag. Der Kauf von Alkohol solle grundsätzlich erst ab dem 18. Lebensjahr erlaubt sein.

Nach Angaben der Kasse mussten im Jahr 2014 rund 1.600 Versicherte wegen Alkohol-Erkrankungen ärztlich behandelt werden. Das entspreche rund 1,8 Prozent aller Versicherten und liege damit im Bundesdurchschnitt.

Eine reine Anhebung der Alkoholsteuer greife jedoch zu kurz, sagt Ingeborg Holterhof-Schulte von der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen. „Ein probates Mittel gegen Alkoholmissbrauch oder gar Sucht ist eine Steuererhöhung nicht“, so die Expertin. „Von der Tabaksteuer wissen wir zwar, dass damit eine Reduzierung erreicht werden kann“, strukturelle Maßnahmen, die die Verfügbarkeit einschränken, könnten jedoch nur Wirkung zeigen, wenn diese mit Aufklärung in Schulen oder Gemeindeeinrichtungen einhergehen. Den Zugang zu Alkohol lediglich zu erschweren, schieße am Ziel der Suchtprävention vorbei.

Auch Heinke Traeger vom Niedersächsischen Ministerium für Gesundheit sieht in der Anhebung der Alkoholsteuer keine allein praktikable Lösung: „Neben Präventionskampagnen könnte sie aber ein weiterer Mosaikstein sein, um Jugendliche noch besser vor den Gefahren des Alkohols zu schützen“, sagt die Ministeriumssprecherin. Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem vergangenen Jahr zeigten zwar, dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die mit der Diagnose akuter Alkoholrausch im Krankenhaus behandelt wurden, bundesweit rückläufig ist.

Eine nachhaltige Reduzierung könne Traeger zufolge aber nur durch eine entsprechende Praxis in Form eines gelebten gesellschaftlichen Leitbildes erreicht werden. „Dazu gehören klare Regeln, die Erwachsene vorleben können – wie zum Beispiel nicht zu viel Alkohol, nicht täglich Alkohol und in bestimmten Situationen gar keinen Alkohol“, so Traeger. (taz/epd)