Mutmaßlicher Islamist vor Gericht: Im Terror-Sturmtrupp des IS
Der Angeklagte aus Dinslaken soll 2013/2014 als Teil der „Lohberger Brigade“ in Syrien im Einsatz gewesen sein, als Mitglied einer IS-internen Sicherheitspolizei.
DÜSSELDORF afp/dpa | Vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht hat der Prozess gegen einen mutmaßlichen Terroristen des „Islamischen Staats“ (IS) begonnen. Die Bundesanwaltschaft warf dem 25-Jährigen Syrien-Rückkehrer Nils D. aus Dinslaken am Mittwoch beim Prozessauftakt vor, einer Spezialeinheit der Terrororganisation angehört zu haben. Als Mitglied eines Sturmtrupps habe er Spione und Deserteure mit Waffengewalt festgenommen und Gefängnissen des IS zugeführt.
D. soll sich vom Oktober 2013 bis November 2014 in Syrien aufgehalten haben. Der vorbestrafte Vater einer Tochter schloss sich demnach nach einer abgebrochenen Ausbildung zum Mechaniker der berüchtigten Dschihadistengruppe „Lohberger Brigade“ an. Die Gruppe war 2013 aus dem Dinslakener Stadtteil Lohberg in den Bürgerkrieg nach Syrien gezogen, wo mehrere der Dinslakener Dschihadisten bei Gefechten oder Selbstmordattentaten getötet worden sein sollen.
Er sei auch als Wachmann eines IS-Gefängnisses eingesetzt gewesen: „Der Angeklagte wusste, dass die Gefangenen der Folter bis zum Tod ausgesetzt waren. Er hatte Einblick in die Folterkammer. Er beerdigte einen vermutlich zu Tode gefolterten Gefangenen, in dem er die Leiche aus der Kühlkammer holte und auf einer Müllkippe in einem Erdloch vergrub“, sagte die Vertreterin der Bundesanwaltschaft, Carola Bitter.
Er habe eine Pistole und eine Kalaschnikow sowie zur Abschreckung einen Sprengstoffgürtel getragen. Der Angeklagte und seine Verteidiger kündigten eine umfassende Aussage an. Mit Spannung wird erwartet, ob D. dabei bislang unbekannte Einzelheiten aus dem Innenleben der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) schildern wird. Bei einem Schuldspruch im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Gerichts drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.
Der 25-Jährige hat bereits als Zeuge in zwei Terrorprozessen umfangreich ausgesagt. Er gab dabei zu, in der Spezialeinheit im Dienst gewesen und auch Zeuge von Folter und Hinrichtungen geworden zu sein. Mitgemacht habe er aber nicht.