: Razzia im "Marokkaner-Viertel"
Düsseldorf Polizei überprüft 290 Nordafrikaner und nimmt 40 fest. Kritik an wahlloser Kontrolle. Union will schneller abschieben
Rund 300 Polizisten hatten am Samstag 18 Cafés, Spielkasinos und Shisha-Bars des bahnhofsnahen Viertels umstellt und in einer gut sechsstündigen Razzia 294 Menschen überprüft. Die Silvester-Übergriffe im nahe gelegenen Köln seien nicht Anlass des Einsatzes gewesen, betonte die Polizei. „Gleichwohl rechnen wir mit Erkenntnissen, die die Ermittlungen vorantreiben könnten“, sagte der Einsatzleiter.
In dem auch als „Klein-Marokko“ bekannten Viertel wohnen bereits seit Jahrzehnten viele Menschen aus den Maghrebstaaten. Es gibt dort entsprechende Restaurants und Läden. Laut Polizei ist es auch als „Rückzugsraum“ für mutmaßliche Kriminelle, die im Verdacht stehen, Diebstähle und Drogendelikte zu begehen.
Auch schon länger dort im Viertel lebende Migranten hatten über Schwierigkeiten mit neu ankommenden Jungmarokkanern geklagt. Seiner Frau sei kürzlich die Tasche gestohlen worden, erzählte ein aus Marokko stammender Buchhändler kurz vor der Razzia einer taz-Reporterin. Die Söhne der dort friedlich lebenden Marokkaner gerieten so unter Kollektivverdacht.
Das zeigte sich prompt am Samstag. „Hunderte von Polizeibeamten kontrollieren unter aufgestelltem Flutlicht unbescholtene Bürger unserer Stadt ... frei nach ihrem Aussehen“, beklagte der Düsseldorfer Sozialarbeiter Samy Charchira, der auch im Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Nordrhein-Westfalen ist. „Statt die Probleme mit den im Viertel gestrandeten Jugendlichen zu lösen, wird nun die gesamte Gemeinde unter Generalverdacht gestellt.“
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer sollen sich derweil auf Spezialeinrichtungen zur Unterbringung von Maghreb-Flüchtlinge geeinigt haben, um diese schneller abzuschieben. SPD-Chef Sigmar Gabriel bezeichnete das als alten Hut. „Das haben wir längst verabredet.“ GA
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