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Erfundene Vergewaltigung bringt 700 vors Kanzleramt

Rassismus Pegida plant am 6. Februar koordinierte Kundgebungen in 14 europäischen Ländern

Vernetzte Hetzerin: Tatjana Festerling Foto: Sebastian Kahnert/dpa

PRAG/BERLIN afp/dpa | Die Pegida-Bewegung will gemeinsam mit Gleichgesinnten in insgesamt 14 Ländern Demonstrationen „gegen die Islamisierung Europas“ organisieren. Dies kündigte Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling am Samstag nach einem Treffen nahe der tschechischen Hauptstadt Prag an. Die koordinierten Kundgebungen sind am 6. Februar geplant, unter anderem in Deutschland, Polen und Tschechien.

„Der Kampf gegen die Islamisierung Europas ist unser gemeinsames Ziel“, erklärte Festerling nach dem Treffen in Roztoky. Gastgeber auf tschechischer Seite waren die rechtspopulistische Partei „Morgenröte – nationale Koalition“ (Usvit) und der „Block gegen den Islam“ des Unidozenten Konvička. „Frau Merkel züchtet in Deutschland einen massiven Männerüberschuss heran“, polemisierte Festerling gegen die Kanzlerin. Gegen sie wurden bereits mehrere Strafanzeigen unter anderem wegen Volksverhetzung gestellt. Gegen Pegida-Gründer Lutz Bachmann hatte die Dresdner Staatsanwaltschaft im Oktober Anklage wegen Volksverhetzung erhoben.

Am Samstag haben rund 700 Menschen vor dem Kanzleramt in Berlin gegen die angebliche Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens aus einer russlanddeutschen Familie durch Flüchtlinge demonstriert. Der Berliner Ableger der Pegida-Bewegung, Bärgida, hatte dazu aufgerufen. Unter den Teilnehmern sollen viele russischsprachig gewesen sein.

Im Ersten Kanal des russischen Fernsehens wird berichtet, das kurzzeitig als vermisst gemeldete Mädchen aus Berlin-Marzahn sei von Flüchtlingen entführt und vergewaltigt worden. Auch in sozialen Netzwerken hatte die Falschmeldung die Runde gemacht.

Die Berliner Polizei hatte dazu bereits am vergangenen Montag erklärt: „Fakt ist – nach den Ermittlungen unseres LKA gab es weder eine Entführung noch eine Vergewaltigung.“ In den Moskauer Staatsmedien wird aber behauptet, dass die deutsche Polizei dazu angehalten werde, Straftaten von Ausländern zu verschweigen.

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