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"Keine Hoffnung auf Besserung"

Frust Oleg Subkow fühlt sich von den Behörden „überfallen“ und erwägt, die Krim zu verlassen

Oleg Subkow

48, Exabgeordneter, Unternehmer und Besitzer von zwei Tierparks auf der Krim.

taz: Herr Subkow, Sie sind von der Staatsanwaltschaft der Krim zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Wie lautet die Anklage?

Oleg Subkow:Ich soll den Wächter meines Zoos verprügelt haben.

Was legt man Ihnen sonst zur Last?

Dass ich meine drei Tigerbabys vergiftet, staatliche Generatoren gestohlen und überhaupt so ziemlich alles verbrochen habe, was es zu verbrechen gibt. Momentan durchforstet man meine Tierparks, um für diese These Beweismaterial zu sichern.

Und was sagen Sie dazu?

Das, was die Machthaber auf der Krim sich gerade erlauben, kann man nicht anders als einen bewaffneten Banditenüberfall bezeichnen.

Warum werden Sie und Ihr Business diesem Druck ausgesetzt?

Ich glaube, die Verwalter der Krim haben keinen blassen Schimmer davon, was ihre Aufgabe ist. Sie verstehen nicht, wie man auf der Halbinsel Frieden und ein gutes Klima für Unternehmer schafft, wie man für Energiesicherheit sorgt. Sie sind ausschließlich damit beschäftigt, ihre eigenen Taschen zu füllen.

Was ist Ihre Hoffnung?

Solange diese Leute regieren, habe ich keine Hoffnung auf Besserung. Seit anderthalb Jahren bemühe ich mich um einen Kompromiss, der mir die Zusammenarbeit mit der lokalen Macht ermöglichen würde. Leider vergeblich. Deswegen habe ich meine Tierparks geschlossen und warte ab, bis auf der Krim ein Machtwechsel stattfindet.

Hat man es auf Sie persönlich abgesehen oder handelt es sich um eine Tendenz?

Ich kann nicht für alle Unternehmer auf der Krim sprechen, aber ich kann Ihnen mit Sicherheit sagen, dass keiner hier ein sorgenfreies und gutes Leben führt. Dafür gibt es objektive Gründe, wie Sanktionen, aber und vor allem auch subjektive wie ein totales Versagen des Machtapparates. Die Menschen wollen ganz normal arbeiten und Steuern zahlen.

Was haben Sie vor?

Im allerschlimmsten Fall ziehe ich mit meinen Parks von der Krim weg. Aber noch hoffe ich auf irgendeine Verständigung mit der Regierung in Moskau, der Staatsanwaltschaft und der Administration des Präsidenten Wladimir Putin. Ich will verstehen, wieso die lokale Macht eine solche hasserfüllte Position gegenüber den nationalen Kulturgütern Russlands, und dazu gehören meine Parks, vertritt.

Anastasija Magasowa

Übersetzung: Irina ­Serdyuk

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