Svenja Bergt über IT aus Deutschland: Keine Garantie für guten Schutz
Die Entwicklung könnte für die Industrie kaum besser sein: „Made in Germany“, das ist zwar bei Autos in letzter Zeit ein kleines bisschen in Verruf geraten. Aber hey, es gibt doch IT! Ein wachsender Markt, zukunftssicher; und dank umfangreicher geheimdienstlicher Überwachung in den USA holen nach und nach hiesige Unternehmen ihre Cloud-Dienste zurück in die Heimat, Nutzer kündigen ihre Yahoo-Accounts, alles wird gut. Ein Wachstumspotenzial von 20 Prozent für deutsche Rechenzentren sehen Wirtschaftsprüfer für das laufenden Jahr.
Wenn es denn mal so einfach wäre. Klar, wer seine Daten – oder die seiner KundInnen – an einen US-Dienst auslagert, kauft die geheimdienstliche Überwachung gleich mit. Das ist ein Problem, und das hat der Europäische Gerichtshof ganz zu Recht beanstandet. Aber: Nur weil ein Unternehmen seine Server in Deutschland stehen hat, heißt es noch nicht, dass es auch alles unternimmt, um die Privatsphäre der NutzerInnen zu wahren.
Als zum Beispiel die Telekom, Freenet, GMX und Web.de 2014 bekanntgaben, dass E-Mails bei ihnen ab sofort über eine verschlüsselte Verbindung übermittelt werden, machten sie das zu einer großen PR-Aktion. Obwohl kleinere Provider das Gleiche schon seit Jahren praktizierten – und ebenso übrigens ein umstrittener US-Anbieter: Google. Bei aller berechtigter Kritik an diesem Konzern, was Überwachung, Datensammlungen und eine marktbeherrschende Stellung angeht: Google nutzt seine Machtposition auch dazu, Kommunikation im Internet zumindest ein bisschen abhörgeschützter zu machen. Nicht nur bei der Transportverschlüsselung für E-Mails. Ein Jahr nach den Snowden-Enthüllungen kündigte der Konzern an, Webseiten, die Daten verschlüsselt übertragen, in den Suchergebnissen höher zu bewerten.
Wichtiger als sich blind einen deutschen Dienst zu suchen ist also: Genau hinschauen. Das macht man als Autokäufer schließlich auch.
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