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Echte Zuversicht klingt anders

BERRegierungschef Michael Müllerholt wichtigste Firmen zum Motivationstreffen ins Rote Rathaus. Den Flughafen wie geplant 2017 zu eröffnen nennt er eine „Möglichkeit“

von Stefan Alberti

Ein Motivationstreffen mit den wichtigsten Baufirmen am BER sollte es angeblich sein, keinesfalls ein Krisengipfel, was da am Dienstag im Roten Rathaus anstand. Doch Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister und Flughafen-Aufsichtsratschef in einer Person, wirkte nicht wie ein Coach, der in einer letzten Auszeit seinem Team vermittelt, dass Scheitern überhaupt nicht infrage kommt. Denn vor Journalisten sagte Müller anschließend auf die Frage nach der für das zweite Halbjahr 2017 geplanten Flughafen-Eröffnung: „Die Möglichkeit besteht nach wie vor, dass verabredete Datum zu halten.“ Das klang so gar nicht nach überschäumender Zuversicht.

Siemens, Bosch, T-Systems und vier weitere große auf der BER-Baustelle tätige Unternehmen hatte Müller in seine Regierungszentrale eingeladen, zudem Chef und Chefplaner der Flughafengesellschaft. Beteiligt war an dem Treffen auch der brandenburgische Staatssekretär und dortige Flughafen-Koordinator Rainer Bretschneider (SPD), der zugleich Vize-Chef des Aufsichtsratschef ist. Laut Müllers Darstellung war das Treffen in dieser Form eine Premiere. Nach der 2014 vom damaligen Chef der Flughafengesellschaft, Hartmut Mehdorn, vorgestellten Planung sollen die Bauarbeiten in diesem Jahr abgeschlossen sein und der Flughafen nach Tests und Abnahmen durch das zuständige Landratsamt Dahme-Spreewald in der zweiten Jahreshälfte 2017 eröffnen.

Pleitenchronik BER

Vor 1.320 Tagen hätte der BER, offiziell „Willy-Brandt-Flughafen“, eröffnet werden sollen, im Juni 2012. Die Einladungen waren verschickt, die Platzierung auf der Ehrengasttribüne überlagerte bei manchen drängende technische Probleme. Doch am 8. Mai, ohnehin geschichtsträchtiger Termin als Tag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg, kam die Absage. Noch über zweieinhalb Jahre später traute sich die Flughafen-Spitze Ende 2014 nicht, einen neuen Eröffnungstermin anzukündigen, sondern kreierte den Begriff des „Terminbands“: Im zweiten Halbjahr 2017 soll es so weit sein. (sta)

Sein Anliegen sei es gewesen, in dieser Runde zu vermitteln, dass „im Schlussspurt alle in der Verantwortung sind“, sagte Müller. Für die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus, Ramona Pop, verfolgte der Regierende Bürgermeister mit der Zusammenkunft einen anderen Zweck: „Das Treffen hat den Eindruck erweckt, dass Müller nun die Verantwortung für ein etwaiges BER-Versagen vorsorglich den Unternehmen zuschieben möchte“, sagte Pop. Sie bezweifelte, dass Müller weiter dazu stehe, dass der Flughafen wie angekündigt 2017 eröffnet: „Seit heute ist das nicht mehr klar.“

Müller sah hingegen gar keinen Grund für ein etwaiges Krisentreffen. Die Firmen brachten nach seiner Wahrnehmung vielmehr zum Ausdruck, dass die Kommunikation mit der Flughafengesellschaft besser geworden sei. Die Unternehmen hätten sich zudem mehr begleitende Planung gewünscht und schnellere Entscheidungen gefordert, während die Flughafengesellschaft bessere Absprachen der Unternehmen untereinander verlangte. „Ich fand es gut, dass wir heute Tacheles geredet haben“, sagte Müller – und warf damit zugleich die Frage auf, wie sonst Politiker, Aufsichtsräte, Planer und Baufirmen miteinander geredet haben.

„Die Möglichkeit besteht nach wie vor, dass verabredete Datum zu halten“

Regierunhschef Michael Müller, SPD

Dass es erst jetzt nach vielen Jahren der Planung und des Bauens zu diesem Treffen kam, will Müller sich nicht angelastet sehen: Er arbeite erst seit zwölf Monaten in dem Projekt. Müller war nach seiner Wahl zum Regierenden Bürgermeister Ende 2014 nach vorherigem Zögern seinem Vorgänger Klaus Wowereit auf den Aufsichtsratsvorsitz gefolgt.

Der Chef der Flughafengesellschaft, Mehdorn-Nachfolger Karsten Mühlenfeld, kündigte ein weiteres Treffen in dieser Zusammensetzung an. Nach seinen Worten beeinträchtigt die zwischenzeitliche Insolvenz eines beteiligten Unternehmens den Baufortschritt nicht.

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