: „Strukturwandel ist nötig“
AGRAR Ohne Absatz in China geht's hier den Milchbauern schlecht, sagt Martin Banse
taz: Herr Banse, wieso ist der Milchpreis so niedrig?
Martin Banse: Der Milchpreis hatte sich in den Jahren 2013 und 2014 positiv entwickelt. Die jetzige Situation mit sehr niedrigen Milchpreisen kann daher als „Tal der Tränen“ bezeichnet werden. Das ist schmerzhaft: Im Vergleich mit dem Preis vor zwei Jahren können wir wirklich von einem Absturz reden.
War der nicht abzusehen?
Nein. Alle verarbeiteten Milchprodukte werden international gehandelt. Das sind Märkte, in denen wir zum Teil deutlich über dem Selbstversorgungsgrad von 100 Prozent liegen. Wir sind deshalb auf Exportmärkte angewiesen. Da gab es vor zwei Jahren hervorragende Absatzmöglichkeiten, besonders in China. Nun ist die Nachfrage dort konjunkturell bedingt eingebrochen. Zudem verhindert das russische Importembargo den Export von Milchprodukten nach Russland.
Welchen Einfluss hat der Weltmarkt auf den Milchpreis hier?
Durch die Exportabhängigkeit ist der deutsche Markt Preisschwankungen unterworfen. Diese sind für die Politik unregulierbar.
Muss sie nicht die Bauern mit Hilfszahlungen retten?
Der Staat wird es schon richten – das wäre ein falsches Signal. Empfehlenswert wären moderne Konzepte wie Risiko-Management und die Vermittlung von Informationen.
Wie wird sich der deutsche Milchmarkt in den nächsten Jahren entwickeln?
Das ist die 1-Million-Euro-Frage. Das kommt einem Blick in die Glaskugel gleich. Derzeit überwiegt eine pessimistische Stimmung unter den Milcherzeugern. Ein weiterer Strukturwandel ist nötig.
Welcher?
Tendenziell werden sich größere Betriebe bilden. Für die mittelständischen Betriebe mit 60-100 Kühen wird es schwierig. Die müssen sich entscheiden, ob sie wachsen, sich in große Verbünde eingliedern oder ob sie die Milcherzeugung aufgeben.
Interview: Eva Przybyla
Im taz Salon zum Thema debattieren heute Landwirte, VerbraucherInnen und der Agrarsenator Joachim Lohse im Kulturzentrum Lagerhaus, 19 Uhr
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