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China setzt Börsenhandel aus

Märkte In Schanghai stürzen die Aktienkurse ab. Die chinesische Führung zieht die Notbremse

PEKING taz | Es wirkt fast so, als hätte die chinesische Führung mit diesem Börsenabsturz vorab gerechnet. Pünktlich zur Einführung des neuen Schutzmechanismus, der allzu heftige Schwankungen an den chinesischen Aktienmärkten vermeiden soll, musste er am Montag auch schon angewendet werden.

Dieser Mechanismus sieht vor, dass bei Schwankungen der Kurse um mehr als 5 Prozent der Handel für 15 Minuten ausgesetzt wird. Fallen sie um mehr als 7 Prozent, wird der Aktienhandel für den Rest des Tages komplett ausgesetzt. Am Morgen brach der Shanghai Composite Index zunächst um mehr als 5 Prozent ein. Daraufhin wurde der Handel für eine Viertelstunde unterbrochen. Als die Kurse danach weiter nach­gaben, verfügte die Börsenaufsicht den kompletten Handelsstopp.

Turbulent geht es an den chinesischen Aktienmärkten schon seit mehr als einem halben Jahr zu. Im Juli und August 2015 waren die Börsen im Reich der Mitte nach einem fast einjährigen Aktienboom um über 150 Prozent gleich mehrfach dramatisch abgestürzt. Mit heftigen Kursverlusten von allein über 20 Prozent an vier Tagen Anfang August befanden sich viele Titel zeitweise im freien Fall.

Erst als die Zentralregierung mit Zwangsmaßnahmen intervenierte, erholten sich die Märkte wieder. Das jedoch zu dem Preis, einige zentrale Marktmechanismen außer Kraft gesetzt zu haben. So nahm die chinesische Führung die Wertpapiere von fast 1.300 Unternehmen vom Markt. Zudem verfügte sie, dass Aktienbesitzer, die mehr als 5 Prozent an einem Unternehmen halten, ihre Anteile bis Ende des Jahres nicht verkaufen dürfen.

Diese Frist endet an diesem Freitag. Es ist davon auszugehen, dass diese Anleger ihre Papiere in Massen verscherbeln werden. Hinzu kommen Sorgen, dass es mit der chinesischen Wirtschaft noch sehr viel schlechter läuft als ohnehin befürchtet.

Eine Umfrage unter Einkaufsmanagern in der Industrie hat zudem ergeben, dass die Industrieaktivitäten im Dezember abermals deutlich zurückgegangen sind. Der Einkaufsmanagerindex des Wirtschaftsmagazins Caixin fiel von 48,6 auf 48,2 Punkte. Der Wert liegt damit den zehnten Monat in Folge unter der Grenze von 50 – was auf einen Rückgang der industriellen Fertigung hindeutet. Für den Index werden vor allem die Chefs kleiner Privatunternehmen befragt. Ihre Antworten geben viel eher die wirkliche Stimmung der chinesischen Wirtschaft wieder als die großen Unternehmen, die meist in staatlicher Hand sind. Felix Lee

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