Brasilien sperrt WhatsApp vorübergehend: Wenn man das Gericht ignoriert

Nach der Zwangsauszeit für WhatsApp in Brasilien funktioniert der Dienst wieder. Ein Gericht hob die Sperre wieder auf.

Ein handy mit einem WhatsApp-Logo

Seit 23.30 Uhr in der Nacht zu Donnerstag ist WhatsApp blockiert. Foto: dpa

RIO DE JANEIRO dpa | Die seit Donnerstagfrüh in ganz Brasilien geltende Blockade des Internetdienstes WhatsApp ist von einem Gericht aufgehoben worden. Ein Richter des Gerichtshofs des Bundesstaates São Paulo bezeichnete die Maßnahme einer Richterin der Stadt São Bernardo do Campo als „unangemessen“. Eine Geldstrafe sei angebrachter als Dutzende Millionen an Nutzern zu bestrafen, betonte Richter Xavier de Souz. Kurz nach der Entscheidung funktionierte der Dienst wieder, mit dem Nutzer über das Netz kostenlos Nachrichten verschicken können. Insgesamt dauerte die Blockade rund 14 Stunden an.

Der in Brasilien von Millionen Menschen genutzte Nachrichtendienst war wegen mangelnder Kooperation in einem Strafverfahren landesweit blockiert worden. Seit 23.30 Uhr in der Nacht zu Donnerstag war der Dienst abgeschaltet, wie Nutzer berichteten. Die Blockade war von einem Gericht in São Bernardo do Campo im Bundesstaat São Paulo kurzfristig für 48 Stunden bis Freitagabend angeordnet worden. Das Gericht hatte die Telefongesellschaften am Mittwochabend dazu aufgefordert.

Hintergrund war ein Strafverfahren, in dem der Anbieter nicht kooperiert haben soll. Worum es in dem strittigen Strafverfahren geht, war zunächst unklar. Im Februar war eine landesweite Blockade noch von einer Berufungsinstanz zurückgewiesen worden. Damals ging es laut Medienberichten um die Herausgabe von Daten an die Polizei im Zusammenhang mit einem Pädophilie-Fall.

Im aktuellen Fall soll WhatsApp auf einen Gerichtsbeschluss vom 23. Juli nicht reagiert haben. Am 7. August sei die Blockade angedroht worden. Da wieder keine Reaktion erfolgt sei, habe die Staatsanwaltschaft die bisher beispiellose Sperrung im fünftgrößten Land der Welt verfügt.

Brasilien gilt als eines der Länder mit den meisten Nutzern des Dienstes. Schätzungen gehen von über 35 Millionen aus. Über den Dienst können unter anderem kostenlos Nachrichten, Fotos, Videos und Sprachmitteilungen versendet werden, auch Telefonanrufe sind bei entsprechender Internetverbindung kostenlos in alle Welt möglich. WhatsApp hat die kostenpflichtige SMS-Kurznachricht weitgehend ersetzt. Weltweit sollen rund 900 Millionen Menschen WhatsApp nutzen. Facebook hatte den Dienst 2014 für rund 22 Milliarden Dollar gekauft.

In ersten Reaktionen reagierten die Brasilianer mit Humor auf den Ausfall der Kommunikationsplattform. „R.I.P WhatsApp – Ich habe dich sehr geliebt“; „Betet für WhatsApp“ und: „Lasst uns küssen, bis WhatsApp wiederkommt“, lauteten Kommentare bei Twitter.

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